Fokus

Fokus

Fokus: Kompliz*innen

Seit über 130 Jahren sind Frauen daran beteiligt, Bilder fürs Kino zu erschaffen. Alle wichtigen feministischen Bewegungen sind flankiert von Geschichten der Selbstermächtigung. Im Kino können wir uns als Filmemacher*innen und Zuschauer*innen mit Personen (vermeintlich) vergangener Zeiten solidarisieren, uns vielleicht sogar schwärmerisch verlieben. In allen Jahrzehnten − seit den Stummfilmen der 1910er-Jahre − begeistern radikal-anarchische Held*innen, mit denen wir uns als Kompliz*innen zeitlich und über Generationen hinweg verbinden können. Im Archiv schlummern wertvolle Spuren für aktuelle feministische Praktiken.

Wir leihen uns für den Fokus einen kühnen Vorschlag: Wir bilden überzeitliche Gemeinschaften. Wir suchen nach Anknüpfungspunkten, Reibungsflächen, Gefühlen, um in der Begegnung mit anderen weniger allein zu sein. Inspiriert ist diese zeit-verrückte Idee von Carolyn Dinshaws Konzept der »Communities Across Time«. In ihrem Buch »Getting Medieval« evoziert die Historikerin queere Gemeinschaften im ausgehenden 14. Jahrhundert auf der Grundlage von mittelalterlichen Texten, erschließt uns und sich selbst ein Begehren über Jahrhunderte hinweg, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart berühren.

Wir laden in diesem Programm dazu ein, mit Kompliz*innen across time in Kontakt zu treten. Das Kino ist dafür so gut geeignet, weil zwischen den Zuschauer*innen und den Figuren auf der Leinwand emotional direkte Allianzen erlebt und Zeitachsen aus den Angeln gehoben werden können. Für feministische Anliegen mehren wir Energie, wenn wir die Errungenschaften verschiedener feministischer Positionen außerhalb unseres Radius kennen.