Filibus

Filibus

Mario Roncoroni

IT
1915
Stummfilm
69’
OW
Fokus

»Der schmal geschnittene Anzug und die Ballonmütze von Filibus verleihen der Auflösung von Geschlechtergrenzen […] einen ziemlich starken Schub; noch radikaler ist jedoch die Art und Weise, wie der Film äußere Erscheinungen im Allgemeinen destabilisiert, indem er ständig zwischen Realität und Illusion oszilliert, seien es Diamanten, Entführungen oder Kleidung, bis das ganze Leben eine große Maskerade zu sein scheint.«
Monica Nolan

Die Baronin Troixmond scheint eine angesehene Dame der gehobenen Gesellschaft zu sein; doch hinter der Fassade verbirgt sich Filibus, eine futuristische Superschurkin, die von ihrem Zeppelin aus ganz Sizilien terrorisiert. Umgeben von maskierten Assistenten, die ihren Befehlen aufs Wort gehorchen, treibt die Luftpiratin ihr Unwesen. Der Zeppelin ist ihre Schaltzentrale − ausgerüstet mit modernster Technologie, etwa einem Heliographen, einer winzigen Kamera, einer Miniaturpistole und jeder Menge Schlafmittel. Mit einer Gondel (mit Mobiltelefon-Anschluss!) seilt Filibus sich ab, bestiehlt die Reichen und verschwindet dann auf mysteriöse Weise in den Wolken. Den Boden betritt sie nur für Raubzüge oder um die Verfolger von ihrer wahren Identität abzulenken: wahlweise als Baronin Troixmond oder als aristrokatischer Dandy Count de la Brieve. Als Letzterer macht Filibus Leonore den Hof, der Schwester ihres Widersachers Detective Kutt-Hendy. Mit ihm spielt Filibus Katz und Maus und treibt ihn mit einem teuflischen Plan psychisch in den Wahnsinn. Filibus selbst entschwebt am Ende unbehelligt im Zeppelin in den Sonnenuntergang.

Mit musikalischer Begleitung von Gunda Gottschalk (Violine) und Mariá Portugal (Schlagzeug).


Mit Valeria Creti

Erst im Jahr 2018 wurde bei Recherchen im Zuge der Restaurierung des Films Filibus festgestellt, dass die bis dahin unbekannte Schauspielerin Valeria Creti die Mehrfachrolle Filibus, Baronesse Troixmond und Count de la Brieve spielte. Sie war mit ihrer feinsinnigen, brillanten Darbietung ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus. Der Erste Weltkrieg setzte ihrer kurzen Karriere, die Potential für großen Starruhm hatte, leider ein schnelles Ende. Ein halbes Jahrhundert lang wurde die moderne Verkörperung der Titelrolle in Filibus Cristina Ruspoli zugeschrieben, die aber tatsächlich die Nebenrolle Leonora, als Schwester des Detektivs, verkörperte. Nach über einem Jahrhundert bekommt Creti endlich den Credit für ihre fantastische schauspielerische Leistung als Hauptdarstellerin.


Filme mit Valeria Creti
Signori Giurati 1916

Regie

Mario Roncoroni

Buch

Giovanni Bertinetti

Bildgestaltung

Luigi Fiorio

Darsteller*innen

Valeria Creti, Cristina Ruspoli, Giovanni Spano, Mario Mariani,

Produktion

Corona Film

Kontakt

Kino Lorber

Musikalische Stummfilmbegleitung

Gunda Gottschalk (Violine) und Mariá Portugal (Schlagzeug)