Dieser Film ist vom 18. April bis einschließlich 30. April 2023 in Deutschland auch online auf unserer VoD-Plattform verfügbar.

»Wenn man über die eigene Biografie nachdenkt, dann weiß man, wie viel Vergangenheit in der Gegenwart ist, wie man sich damit auseinandersetzen muss. Also, ich bin aus lauter so merkwürdigen Versatzstücken gespeist worden, die ich erst im Laufe der Zeit zusammenbringen musste, um mein eigenes Verständnis von Frau überhaupt klar zu bekommen.«
Karin Mack

In Sie ist der andere Blick kollaboriert Christiana Perschon mit fünf Künstlerinnen, die seit den 1970er-Jahren Teil der Wiener Kunstszene sind. Lange 16mm-Sequenzen im ersten Teil des Films, in denen weiße Leinwände grundiert werden, eröffnen einen Raum der Möglichkeiten: Resonanzraum für den Dialog mit Renate Bertlmann, Linda Christanell, Lore Heuermann, Karin Mack und Margot Pilz ist das Atelier der Regisseurin. In diesem unaufgeregten und intimen Miteinander zweier Generationen ist der formale Ansatz offen. Für jede Künstlerin gilt es, miteinander eine Form für das jeweilige Porträt zu finden, das ihr und ihrer Kunst gerecht wird. Mal nüchtern, mal empört sprechen die zwischen 1936 und 1943 geborenen Künstlerinnen von den Anfängen ihrer Karrieren, die sie gegen den massiven strukturellen Sexismus der 1960er- und 1970er-Jahre durchsetzen mussten. »Es gab Galerien, die sagten: Einmal im Jahr eine Frau ausstellen reicht.« Die Erfahrung und Überwindung demütigender Bevormundungen eint die Frauen. Getragen wird der Film von der Stärke, Leidenschaft und Resilienz seiner Protagonistinnen. Ruhig und komplizinnenhaft gibt die Inszenierung ihnen Zeit sich zu erklären und den Zuschauer*innen Raum, das Gesagte nachklingen zu lassen. So würdigt der Film mit viel Sympathie die feministischen Aufbrüche und erkämpften Errungenschaften der Porträtierten.

Gast: Christiana Perschon