Aus den Tiefen des EYE Filmmuseum birgt Elif Rongen-Kaynakçi selten gezeigte Highlights weiblicher Kompliz*innenschaft aus den 1910er-Jahren.

»Ich finde das Konzept der Kompliz*innen sehr passend für die Frauen im Stummfilm. Ich verstehe darunter Frauen, die etwas vorhaben, was nicht erlaubt ist, es aber trotzdem hinbekommen, weil sie sich zusammenschließen und ihre Kräfte bündeln. Es scheint, als durften die Frauen in der Filmgeschichte eigentlich gar nicht dabei sein, da sie nachträglich heraus geschrieben wurden. In Wirklichkeit waren sie sehr wohl da, vor und hinter der Kamera. Und ich bin überzeugt davon, dass sie sich gegenseitig unterstützt haben, um in der jungen Kinobranche Fuß zu fassen.

Grundsätzlich agieren Frauen in vielerlei Hinsicht zusammen; als Schwestern, Mütter und Töchter, Freundinnen oder Kolleginnen. Und was sie gemeinsam tun, ist oft Gegenstand der Filme. Obwohl die meisten Stummfilme verschollen sind, ist es wunderbar, durch die erhaltenen zu sehen, was die Kamera über diese Frauen und ihre Aktivitäten für uns festgehalten hat. Manchmal handeln sie auf eine Weise, die wir vor hundert Jahren nicht erwartet hätten, aber die Filme sind Beweise für ihre Existenz.

Das Konzept der Kompliz*innenschaft funktioniert auch aus kuratorischer Sicht. Als Forscher*innen, Archivar*innen und Kurator*innen von heute beziehen wir uns auf die Frauen einer früheren Generation, deren Energie und Kreativität förmlich durch die Leinwand explodiert und weiterhin eine Inspiration ist. Tatsächlich ist es fast unerträglich, dass wir trotz ihrer Präsenz auf der Leinwand und ihrer offenbar erfolgreichen Kino-Karrieren manchmal nicht einmal ihre Namen kennen. Dieses Programm ist eine Hommage an alle Kompliz*innen.«

Elif Rongen-Kaynakçi

Musikalische Begleitung: Gunda Gottschalk, Mariá Portugal
Einführung: Elif Rongen-Kaynakçi

In Kooperation mit EYE Filmmuseum