Kuratorin Lange Filmnacht
Die Lange Filmnacht: Radikale Kompliz*innen
»I don’t want your shame
It doesn’t belong to me
You can’t have my tongue«
Tongues – Tanya Tagaq
Die Lange Filmnacht der Kompliz*innenschaft, mit radikalen Held*innen und feministischen künstlerischen Praxen von 1907 bis 2023. Alles beginnt mit Dienstmädchen Cunégonde, die den Startschuss für das große Reinemachen in der gutbürgerlichen Wohnung ihrer Herrschaften gibt, eine anarchistische Abrechnung mit den Machtverhältnissen im frühen 20. Jahrhundert.
Mit den Videotechniken der 1980er- und -90er-Jahre entstehen neue Seh- und Hörweisen, traditionelle Erzählformate werden zugunsten formaler Radikalität gesprengt. Die Protagonist*innen suchen Veränderung, sexuelle Selbstbestimmung und rebellieren gegen etablierte Blickregime, tradierte Rollenmuster und patriarchale Strukturen in der Gesellschaft wie im Film. Daneben steht die schonungslose wie distanzierte Direktheit der Inszenierung, die keine Ablenkung erlaubt.
Wegbegleiter*innen des Festivals zeigen frühe prägende Arbeiten, in denen Spielfilme als Ausgangsbasis dienen, mit deren Figuren sie in Interaktion treten. Kritisch wie humorvoll werden hier Narrative umgeschrieben, um andere Sichtweisen auf massenmedial geprägte Formate zu generieren. Dokumentarische Poesie, komische Choreographien, Reenactment: Die Filmemacher*innen sind häufig selbst die Protagonist*innen ihrer Erzählungen und begeben sich in die filmische Offensive mit unvorhersehbaren Wendungen.
Kuratorin Lange Filmnacht
Aufgewachsen im Ruhrgebiet. Verbrachte in Paris ein Jahr im Kino und entdeckte ihre Liebe zum Film. Studierte Film-, Fernseh- und Theaterwissenschaften, Romanistik und Sozialpsychologie an der Ruhr-Uni Bochum. Arbeitete dort beim studentisch organisierten Internationalen Videofestival und arbeitet seitdem für verschiedene Filmfestivals (u. a. Int. Kurzfilmtage Oberhausen, Dok & Videofest Kassel) sowie als freie Kuratorin und Übersetzerin.
»Beim IFFF Dortmund+Köln hab ich immer wieder prägende Filme entdecken dürfen, die mir sonst nicht begegnet wären.«
Kuratorin Fokus
Studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Romanistik, Germanistik (M. A.) an der Ruhr-Universität Bochum, der Sorbonne Paris und der University of Glasgow. Seit 1996 freiberuflich als Filmkuratorin tätig. Sie erarbeitet Programme, Workshops, Vorträge und Konzeptionen für diverse Festivals und Symposien im Bereich Film und Theater; maßgeblich seit 1996 für femme totale bzw. das Internationale Frauen Film Fest Dortmund+Köln. Als regelmäßiges Ensemblemitglied des Transnationales Ensemble labsa setzt sie sich in den vergangenen Jahren verstärkt mit Identitätszuschreibungen auseinander und realisiert kollaborative Video-Projekte, u. a. unter dem Titel I speak so you dont speak for me. Aktuelle Auswahl an Projekten: Kultur@Gefängnis seit 2015 im Ruhrgebiet | Über Deutschland (IFFF Dortmund+Köln 2018) | Wahnsinn. Widerstand. Wut – Ein fiebrig-feministisches Filmprogramm in drei Akten (Schillertage Mannheim 2019) | In This Together (Women Make Waves Film Festival Taipeh), Nach der Wende 1990|2020 (IFFF Dortmund+Köln 2020), Die Ost-West-AG seit 2020
»Mein Wunsch und Anliegen mit anderen gemeinsam über uns in der Welt nachzudenken und Formen zu finden, darüber zu sprechen, immer neu, immer frisch: Das ist ein inspirierendes Ringen, das nicht überall möglich ist. Das IFF Dortmund+Köln war immer – und ist nach wie vor – ein Ort, der offen ist für engagierte Stimmen, Allianzen und Positionen jenseits des Üblichen. Das ist ein Pfund, das wir erhalten wollen und keine Selbstverständlichkeit.«
Die Lange Filmnacht der Kompliz*innenschaft, mit radikalen Held*innen und feministischen künstlerischen Praxen von 1907 bis 2023. Alles beginnt mit Dienstmädchen […]