Internationaler Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen

Internationaler Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen

Intensiv und mutig –
Die Regisseurinnen des Spielfilmwettbewerbs 2011 scheuen sich nicht vor konfliktreichen Themen.

Die Debatte hat mal wieder angezogen, soviel lässt sich sagen. Das öffentliche Interesse daran, wo Frauen als Entscheidungsträgerinnen in Politik, Wirtschaft und Kultur agieren, ist gestiegen. Doch die Schlussfolgerungen sind divers und geben keinen Anlass zum Jubeln, das zeigt die deutsche Debatte um die Frauenquote.

Auch im Bereich Film scheint die Empörung über die gravierende Ungleichverteilung in der Bilderproduktion zu steigen. Aktionen wie »You Cannes not be serious« als Reaktion auf die Wettbewerbsauswahl von Cannes 2010, in der – nicht zum ersten Mal – kein Film einer Regisseurin vertreten war, oder das Special »Das Kino der Frauen« des Zeit-Magazins zu den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2011 bringen die ernüchternden Zahlen an eine breitere Öffentlichkeit. Der Anteil von Frauen im Filmgeschäft, zum Beispiel in der Kinoauswertung ihrer Filme oder bei den Preisvergaben der großen Festivals liegt unter zehn Prozent. Die Frauenfilmfestivals dieser Welt von Seoul bis Dortmund empören sich schon lange darüber und arbeiten daran, die filmischen Arbeiten von Frauen sichtbar zu machen.

Der Internationale Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen präsentiert in Dortmund acht aktuelle Spielfilme, die einen Teil des Spektrums weiblichen Filmschaffens abbilden. Das Preisgeld von 25.000 Euro wird dabei erstmalig zwischen der Regisseurin (15.000 Euro) und dem deutschen Verleih (10.000 Euro) geteilt, um die Kinoauswertung dieser hochkarätigen Filme in Deutschland zu fördern. Viele der ausgewählten Filme hätten auch ihren Platz im Themenschwerpunkt WAS TUN finden können, denn die Regisseurinnen nehmen sich konfliktreicher Themen an und beziehen Stellung. Sie zeigen Missstände präzise auf, beschreiben die Folgen politischen Unrechts im Privaten oder liefern formal und ästhetisch herausfordernde Analysen zum Zusammenleben der Geschlechter im neuen Jahrtausend.

_Stefanie Görtz

Jury

Maren Kroymann

Maren Kroymann ist eine der vielschichtigsten Künstlerinnen in der deutschen Unterhaltungslandschaft. Bundesweit wurde sie Ende der 1980er Jahre mit Oh Gott, Herr Pfarrer bekannt. Von 1993 bis 1997 gestaltete sie als erste und einzige Frau im deutschen Fernsehen mit Nachtschwester Kroymann eine eigene Satiresendung. Seitdem wirkte sie in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, zuletzt in Doris Dörries Serie Klimawechsel. Maren Kroymann hat im Lauf ihrer Karriere immer wieder gängige Rollenklischees aufgebrochen. Für ihr feministisches Kabarett erhielt sie im Jahr 2000 den Berliner Frauenpreis. Maren Kroymann arbeitet auch als Sprecherin und ist seit 2000 mit dem Programm Gebrauchte Lieder unterwegs. Ihre künstlerische Arbeit stellt das Festival mit dem Porträt Weder glatt noch gefällig vor.

Claudia Landsberger

Die Niederländerin Claudia Landsberger zählt zu den wichtigen Protagonist_innen der europäischen Filmbranche. Sie arbeitete in den Bereichen Produktion, Development, Marketing und Kommunikation für Filmproduktionsfirmen in ganz Europa und hat dort auf inhaltlicher und struktureller Ebene Maßstäbe gesetzt: Sie gehörte zahlreichen Filmfördergremien an und kuratierte Programme für Filmfestivals. Seit 1995 verantwortet Landsberger im Institut Eye International die weltweite Promotion niederländischer Filmproduktionen. 1997 war sie Mitbegründerin und 12 Jahre lang Präsidentin der European Film Promotion (EFP) – dem Dachverband europäischer Filmvermarktung –, dessen Vizepräsidentin sie jetzt ist. Im November 2010 wurde sie beim Europäischen Film Festival in Sevilla für ihre Leistungen mit dem Industry Award ausgezeichnet.

Melissa Silverstein

Die US-Amerikanerin Melissa Silverstein ist Marketingberaterin, Autorin und Journalistin und schreibt einen der einflussreichsten Blogs über Filmfrauen: www.womenandhollywod.com. 2010 zählte sie damit bei Flavorwire zu den zehn meistverfolgten Filmkritikerinnen auf Twitter. Sie ist Beirätin im Women‘s Media Center und bei Women, Action & Media (WAM!) sowie Mitglied bei NY Women in Film and TV. Sie konzipiert und produziert das Athena Film Festival in New York City, dessen Fokus im Februar 2011 die Situation von Frauen in Führungspositionen war. Sie konzipierte profilierte Bildungskampagnen wie das Pro Choice Public Education Project. Melissa Silverstein war Stabchefin der Ms. Foundation for Women sowie Gründerin und Projektleiterin des White House Project.

Attenberg

Athina Rachel Tsangari

GR
2010
Spielfilm
95’

»Ich habe einen Film über vier Menschen gemacht, die für kurze Zeit an ein und demselben Ort sind. Erst drei, […]

Black Ocean

Marion Hänsel

BE / DE / FR
2010
Spielfilm
90’

»Mein Film soll zart sein wie der Atem eines Kindes und trotzdem aufgeladen mit einer dauerhaft präsenten, unterschwelligen Gewalt. Als […]

Brownian Movement

Nanouk Leopold

NL / DE / BE
2010
Spielfilm
100’

Die Brownsche Bewegung bezeichnet die ziellose Bewegung von Teilchen in Flüssigkeiten und Gasen, eine Folge der Kollisionen mit den sich […]

Heading West

Nicole van Kilsdonk

NL
2010
Spielfilm
100’

Ein Jahr im Leben einer europäischen Großstädterin. Ein Jahr im Leben einer allein erziehenden Mutter. Ein Jahr im Leben einer […]

Sogar der Regen

Icíar Bollaín

ES / FR / MX
2010
Spielfilm
105’

Sebastián ist ein idealistischer, ein wenig naiver Regisseur mit dem Plan, einen Film über Christoph Columbus zu drehen, der mit […]

The Fly in the Ashes

Gabriela David

AR
2009
Spielfilm
100’

Die beiden jungen Frauen Nancy und Pato verlassen ihr Dorf im Nord-Westen Argentiniens in dem Glauben, mit einem Putzjob in […]

The House

Zuzana Liová

SK / CZ
2011
Spielfilm
100’

Imrich hat ein Geschenk für seine jüngste Tochter Eva: Fast im Alleingang baut er für sie ein Haus, das in […]

The White Space

Francesca Bertini (Artist), Francesca Comencini

IT
2009
Spielfilm
100’

»Seit meiner Jugend musste ich (…) das Recht der Frauen verteidigen, keine Kinder zu bekommen. Und das vor allem Männern […]