Nationaler Wettbewerb für Bildgestalterinnen

Nationaler Wettbewerb für Bildgestalterinnen

Bildgestalterin, Kamerafrau, Director of Photography – drei Begriffe für eine Person, die mit ihrem »Werkzeug Kamera« das auf ein Trägermaterial überträgt, was sich vor der Linse bewegt abspielt oder sich statische präsentiert. Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund | Köln hat sich bewusst für die Bildgestalterinnen in seinem Preistitel entschieden. Denn die Arbeit mit der Kamera und dem Licht ist nicht nur ein Abbilden, sondern ein aktives Mitgestalten im Zusammenspiel mit den anderen Gewerken Ausstattung, Kostüm, Maske und Location. Schon die Entscheidung für ein bestimmtes Filmmaterial, den Einsatz von Filtern oder für eine besondere digitale Technik beeinflussen den »Look« eines Filmes wesentlich. Einstellungsgrößen, Bildausschnitte, Kamerapositionen und Bewegung sind elementar für den Erzählduktus. Und so erhält das bewegte Bild, in enger Absprache mit dem Regisseur/der Regisseurin, durch die Gestaltung mit der Kamera im besten Falle die Qualität einer eigenen Erzählinstanz.

Ob das gelungen ist, überprüft auch die Jury des Dortmunder Preises für Bildgestalterinnen 2011. Er ist mittlerweile eine feste Institution in der Branche. Auch zur sechsten Ausgabe haben zahlreiche Nachwuchs-Bildgestalterinnen ihre Abschlussfilme oder ihre Arbeiten aus den ersten beiden Jahren nach ihrem Hochschulabschluss eingereicht. 29 Filme wurden aus den Einsendungen nominiert. Bemerkenswert ist in diesem Jahr, dass es sich neben sieben Kurzspielfilmen bei den anderen 22 Nominierungen um kurze und lange Dokumentarfilme handelt. Und oft sind dabei die Bildgestalterinnen gleichzeitig auch die Regisseurinnen ihrer Filme. Der Dokumentarfilm scheint das geeignete Genre, um für ein Thema, auch für ein persönliches Anliegen, die entsprechende eigene Filmsprache zu entwickeln.
Die Bildgestalterinnen und Jurymitglieder Sophie Maintigneux, Daniela Knapp und Stephanie Hardt haben gesichtet, diskutiert – und sich entschieden:

Der Preis für die beste Kamera geht zu gleichen Teilen (je 2.500€) an:
Eva Maschke für Frauenzimmer und
Hanne Klaas für Ole.
Eine Lobende Erwähnung erhält Maria Goinda für Cartonera.

Preisträgerinnen
2022: Roxana Reiss Fence, Constanze Schmitt Bürgermeister, Schäfer, Witwe, Drache
2020: Sabine Panossian Off Season, Doro Götz Lost in Face
2018: Paola Calvo Violently Happy, Marie Zahir Wie ich mich verlor
2016: Julia Hönemann Porn Punk Poetry, Katharina Diessner Arlette – Mut ist ein Muskel
2014: Christiane Schmidt The Forest is Like the Mountains,
Bine Jankowski Rebecca
2012: Julia Daschner Bergig, Eva Katharina Bühler Der weiße Schatz und die Salzarbeiter von Caquena
2011: Eva Maschke Frauenzimmer, Hanne Klaas Ole
2009: Marlen Schlawin Badetag, Susanne Kurz 1,2,3, Anne Misselwitz Der Die Das
2007: Ute Freund Du hast gesagt, dass du mich liebst
2005: Bernadette Paassen In den Schubladen
2003: Janne Busse Klassenfahrt
2001: Jutta Pohlmann England

Jury

Sophie Maintigneux

Sophie Maintigneux ist seit 1984 als freie Bildgestalterin tätig. Sie arbeitete mit Regisseur*innen wie Eric Rohmer, Jean-Luc Godard, Michael Klier, Jan Schütte und Helga Reidemeister. Für über 70 Spiel- und Dokumentarfilme hat sie hinter der Kamera gestanden und zahlreiche Preise erhalten, u. a. den Deutschen Kamerapreis für den Dokumentarfilm Damen und Herren ab 65 und für Die dünnen Mädchen. 2017 wurde sie mit dem The WIFTS Cinematographer Award ausgezeichnet. Zuletzt drehte sie den Kinospielfilm Mario (Regie: Marcel Gisler) und den Dokumentarfilm draußen (Regie: Johanna Sunder-Plassmann und Tama Tobias-Macht). Sophie Maintigneux ist seit 2011 als Professorin für Bildgestaltung an der Kunsthochschule für Medien Köln tätig.

Daniela Knapp

Die gebürtige Österreicherin und studierte Kamerafrau arbeitet seit Jahren erfolgreich als Bildgestalterin für große Kinoproduktionen. Zu ihren bekanntesten Filmen gehören Die fetten Jahre sind vorbei (Regie: Hans Weingartner, D 2003) und Emmas Glück (Regie: Sven Taddicken, D 2005). Zuletzt war sie mit Poll (Regie: Chris Kraus, D 2010) im Kino zu sehen. Für ihre ideenreiche Kameraarbeit bei Mein Bruder der Vampir (Regie: Sven Taddicken, D 2001) erhielt sie den Eastman Förderpreis und wurde beim Filmfestival in Brooklyn / New York für die beste Kameraleistung ausgezeichnet. Sie ist bekannt für ihren Mut, ihren Fleiß und die Fähigkeit, kreativ und doch budgettreu zu sein.

Stephanie Hardt

Stephanie Hardt ist frei schaffende Director of Photography für Dokumentarfilme, Spielfilme, Werbung und TV-Serien. Seit ihrem Kamerastudium an der University of Westminster in London und der Northern Film School in Leeds arbeitet sie überwiegend in England. Im Jahr 2000 wurde sie für ihre Kameraarbeit an Wolf in an Arran Sweater mit dem Arriflex Preis ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm Heavy Load (Regie: Jerry Rothwell, GB 2007) war auch auf deutschen Festivals zu sehen. Seit September 2010 ist sie als Professorin an der internationalen film schule köln im Studiengang Kamera – Fachbereich Dokumentarfilm – tätig.

Cartonera

Maria Goinda

DE / AR
2009
Dokumentarfilm
35’

Marlen ist acht Jahre alt. Jeden Tag fährt sie mit ihrem Bruder Roberto, ihrer Schwester Tamara und deren Freund Polaco […]

Frauenzimmer

Eva Maschke (DoP)

DE
2009
Dokumentarfilm
75’

Christel, Paula und Karolina arbeiten im ältesten Gewerbe der Welt und zählen dort selbst zum »alten Eisen«. Frauenzimmer erzählt von […]

Ole

Hanne Klaas (DoP)

DE
2011
Dokumentarfilm
102’

18 Jahre nach dem Suizid ihres Bruders Ole im Jahr 1991 entscheidet sich Hanne Klaas, diesen Film zu machen – […]