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Kept on Tape: begehrt! – filmlust queer

Zehn queere Filme, die mit Erinnerungen arbeiten, Archive anlegen, sich mit Musik und Solidarität beschäftigen; von hoffnungsvollen Visionen bis zum dystopischen Zusammenbruch. Solidarische Protagonist*innen, die erproben, wie es doch zusammen gehen kann; sei es in der Fabrik, im Knast, am Strand, in Seminarräumen, Clubs, auf der Bühne oder im Proberaum. Hier bekommen Sie einen Ausblick auf das Programm der Sektion.

Als Weltpremiere präsentiert das Festival den griechischen Dokumentarfilm Lesvia. Tzeli Hadjidimitriou dokumentiert mit vielfältigem Bild- und Videomaterial die Geschichte von Eresos auf Lesbos, das als Geburtsort der griechischen Dichterin Sappho gilt. Seit den 1970er-Jahren machten sich Lesben auf den Weg dorthin. Der Ort wurde zum Zentrum lesbischer Communities und ihrer gelebten Freiheit und Sichtbarkeit. In dem britischen Musical Chuck Chuck Baby von Janis Pugh wird das gleichförmige, aber enge Miteinander von Arbeiter*innen in einer Hühnerfabrik aufgemischt, als Joanne zurückkehrt und sich ihrer traumatischen Vergangenheit stellt. Und ihre alte Liebe wieder trifft. Mitreißende Tragikomödie, nicht zuletzt dank der Musik von Minnie Riperton oder Neil Diamond – eine Aufforderung zum Mitsingen. Frisch von der Berlinale kommen die dort gefeierten Filme Reas und Teaches of Peaches. Die Theater- und Filmregisseurin Lola Arias (u.a. Gorki-Theater) rekonstruiert in ihrem doku-fiktionalen Film Reas die Erlebnisse von inhaftierten Cis- und Trans-Frauen. Sie vereinen sich zu einer solidarischen Choreografie, um in der extrem ungleichen Gesellschaft Argentiniens nicht die Hoffnung zu verlieren. Entlang der Jubliäumstour 2022 zu Peaches’ legendärem Album Teaches of Peaches entsteht das faszinierende Porträt der feministischen Musiker*in des Elektro-Pop-Punk, die für viele ihrer Generation Türen aufgestoßen hat. Life Unrehearsed ist als Dokumentarfilm ein Glücksfall. Auf einem Foto entdeckt Regisseurin Jieun Banpark ein Frauenpaar und sucht ihre Geschichte. Soohyun und In-sun sind seit 30 Jahren ein Paar. Beide sind als Krankenschwestern aus Südkorea nach Deutschland gekommen. Ihr Alltag ist von sozialer Fürsorge und politischer Arbeit geprägt.

Das Kurzfilmprogramm »Und wie sind die Aussichten?« zeigt unter anderem Jana Bauchs Dokumentarfilm was brennt (Weltpremiere) über die Besetzung und Räumung der Ortschaft Lützerath im Braunkohletagebau Garzweiler II, die zum Symbol für die deutsche Klimapolitik geworden ist. In dem österreichischen Experimentalflm C-TV (Wenn ich dir sage, ich hab dich gern…) nimmt eine Moderatorin im Fernsehstudio ihre Arbeit auf. Eva Egermann und Cordula Thym zeigen eine Welt, die angesichts gesellschaftlicher Ungleichbehandlung ins Wanken gerät.

begehrt!-Workshop: Home Movies
Home Movies oder Videos sind ein Phänomen der Vergangenheit. Aber gibt es sie heute auch noch, wo digitale Plattformen den Raum und die Formate für die eigenen Inszenierungen in Bild und Ton bieten? Die Filmwissenschaftlerin Dr. Dagmar Brunow und Natascha Frankenberg (Kuratorin begehrt!) schauen gemeinsam mit dem Publikum Home Movies, die im Vorfeld eingereicht werden konnten und diskutieren, welchen Stellenwert sie für eine queere Bewegungsgeschichte haben können. Zurückspulen und genau hinschauen: Was sehen wir und was wird erst durch die Erzählung sichtbar? Und was wäre ein Archiv queerer Home Movies?
21. April, 11:45 Odeon, der Workshop ist kostenfrei und offen für alle.

Für die Auswahl von begehrt! – filmlust queer ist die Kurator*in Natascha Frankenberg – mit Unterstützung von Leah Gerfelmeyer – verantwortlich.