Chuck Chuck Baby
Janis Pugh
In einer Kleinstadt in North Wales lebt Helen mit ihrem Mann, seiner neuen Partnerin, deren gemeinsamem Kind und ihrer Schwiegermutter Gwen. Sie kümmert sich um Gwen und arbeitet in der Hühnerfabrik Chuck Chuck Baby. Das Leben spielt sich zwischen Fabrik und Backsteinreihenhaus ab, durch Zäune von den anderen immer gleichen Häusern getrennt. Die Geschichte beginnt wie ein Märchen, eine Pusteblume weht die Zuschauer*innen in Helens Zimmer und hinein in ihren Alltag in der Arbeiter*innensiedlung. Die Fabrik ist nicht nur der Ort, um Geld zu verdienen, sondern auch der Ort für Freund*innenschaften und Gemeinschaft. Joanna, die die Stadt vor Jahren verlassen hat, kehrt zurück, um das Haus ihres Vaters nach seinem Tod aufzulösen. Für sie ist es ein Ort voller grausamer Erinnerungen, aber gleichzeitig auch einer, der sie an ihre Jugendliebe Helen erinnert. Janis Pugh entwirft ein Musical, das wie eine Hommage an die Arbeiter*innen von North Wales funktioniert. Es sind gerade die liebevollen Zeichnungen der Figuren, ihre Solidarität miteinander, die hierzu beitragen. Fantastische Musicalnummern ordnen sich um die lesbische Liebesgeschichte, die wie eine Coming-of-Age-Story jenseits von Coming-of-Age funktioniert. Die Erfahrung misogyner Gewalt ist durchgehend im Film thematisiert, während den Protagonist*innen Möglichkeiten zum Ausbrechen gegeben werden. Dies beschränkt sich nicht nur auf die lesbische Liebesgeschichte. Die beiden Protagonist*innen sind nicht isoliert und entrückt, sondern gehören zu einem Kollektiv.
Präsentiert von L.MAG. Das Magazin für Lesben
Preise für ›Chuck Chuck Baby‹
Univerciné Nantes 2023 Audience Award
Janis Pugh
Janis Pugh arbeitet seit 2003 als Regisseurin. Ihre Filme sind unter anderem vom Eindruck des Aufwachsens in einer Arbeiter*innenumgebung in North Wales geprägt. (Post-)Industrielle Landschaften, Häuser, die Figuren, ihre Entwürfe von solidarischen Beziehungen zeugen davon. In ihren Arbeiten durchbricht sie immer wieder auch die Grenze zwischen realistischer und fantastischer Erzählung. Dabei ist ihr der Einsatz von Musik wichtig. Auseinandersetzungen mit dem Tod, mit Klassismus, mit dem Älterwerden sind einige wiederkehrende Motive ihrer filmischen Werke. Ihre Arbeiten wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt und ausgezeichnet.
Filme von Janis Pugh (Auswahl)
The Befuddled Box of Betty Buttifint 2014 | A Beautiful Death 2012 | Conversations with my Aunt 2011 | Blue Collars and Buttercups 2007 | Butterfly 2008