Programm

begehrt! - filmlust queer

»ICH HABE SO EINE WERTSCHÄTZUNG FÜR DIE KÖRPER ANDERER UND ICH DENKE ICH BIN EIN MENSCH, MIT
DEM SICH ANDERE WOHLFÜHLEN. […] ICH FEIERE SIE DURCH MEINE ART ZU FILMEN«
BARBARA HAMMER IN ›QUEER GENIUS‹

For SomeBody…

Das diesjährige begehrt! Programm stellt Körper ins Zentrum. Es sind verletzliche Körper, an denen sich ein gesellschaftlicher Umgang mit ihnen zeigt. Körperlichkeit wird zum Aushandlungsort von Begehren, von Normen, von Vergänglichkeit.

Krankheit und Tod werden medial als Ausnahmen inszeniert, selten aber in ihrer Alltäglichkeit und Allgegenwärtigkeit. Lana Lin zeigt hier die Aktualität von Audre Lordes Denken. Im Brustkrebszentrum nach ihrer Mastektomie wird Lorde darauf angesprochen, dass sie dort ohne die ihr angebotene rosafarbene, wollene Prothese erscheint. Es wird ihr nahe gelegt, diese für sich selbst, aber auch für die Moral im Zentrum zu tragen. Sie schreibt:

»Women have been programmed to view our bodies only in terms of how they look and feel to others, rather than how they feel to ourselves, and how we wish to use them. We are surrounded by media images portraying women as essentially decorative machines of consumer function […]. I am personally affronted by the message that I am only acceptable if I look ›right‹ or ›normal,‹ where those norms have nothing to do with my own perceptions of who I am. Where ›normal‹ means the ›right‹ color, shape, size, or number of breasts, a woman’s perception of her own body and the strengths that come from that perception are discouraged, trivialized, and ignored.«
Audre Lorde, ›The Cancer Journals‹, Special Edition, 2006

Der weibliche* Körper ist – das zeigt Lorde – hier der Körper für den Blick der Anderen. Sie macht die Notwendigkeit der Aneignung und die Verschiebung weg vom äußeren Gesehen-Werden hin zu Verkörperungen deutlich. Im Film Las Hijas del Fuego experimentieren die Filmemacherin und ein Kollektiv von Frauen mit der Frage nach der Aneignung von Bildern, die Lust bereiten sollen. Wie visualisieren wir Sex queer-feministisch? Welche Verbindungen von Lust und Visualität lassen sich denken und umsetzen?

Amber Bemaks und Nadia Granados Entwurf von Filmkörpern und auch ihre Inszenierung von Sex erzählen von Gewalt und Begrenzung, und setzen Körper dabei fordernd ein. Sie nehmen die filmischen Bedingungen für das Erscheinen von weiblichen* Körpern selbst zum Ausgangpunkt, um diese Mechanismen im Medium zu untersuchen und zu verändern.

Wie können wir fantasieren vor der Gleichzeitigkeit der Gewalt der alltäglichen Bilder? Es geht nicht um das Verwerfen, es geht um das Experimentieren, Versuchen und Neuordnen. Carolin Emcke hat in Bezug auf die Diskussion um sexualisierte Gewalt geschrieben:

»Wenn Macht nicht nur vertikal funktioniert, wenn Macht etwas ist, das immer dann entsteht, wenn Menschen sich verbinden und miteinander agieren, wenn Macht eine Potentialität bezeichnet – dann ist es das, was wir versuchen sollten: miteinander zu handeln, miteinander nach neuen Wahrnehmungen, neuen Begriffen, neuen Bildern, neuen Sprachen, neuen Formen der Berührung, der Lust zu suchen.«
Carolin Emcke, ›Ja heißt Ja und…‹, 2019

Da Film und Kino Körper und die Normen, die sie begrenzen, so stark mitbestimmen, suchen wir nach anderen Möglichkeiten, Körper zu sehen, von Lust zu erzählen, Vergänglichkeit nicht auszublenden und Gewalt nicht für sich selbst zu inszenieren, sondern für die Dringlichkeit, dass sie in so vielen Aspekten aufhören muss.
Natascha Frankenberg

Kuratorinnen:

DE
2018
Experimentalfilm, Kurzfilm
21’

Vier Protagonist*innen erzählen von ihren Vorstellungen von Glück, die eng mit Perspektiven von Queerness und Migrationserfahrungen verbunden sind. Sie teilen […]

DE / AR
2019
Experimentalfilm, Kurzfilm
9’

Melina Pafundi lässt das androgyne Kind sprechen. Es spricht zwischen gestern und heute und ist eine Figur gegen die gewaltvollen […]

BE / CM / US
2020
Experimentalfilm, Kurzfilm
19’

Zurura, Zurura: Le sourire fleurit ist ein visuell poetischer und philosophischer Essay. Darin blickt die Regisseurin Marthe Djilo Kamga erneut […]