Die Lange Filmnacht: »Das Tier in mir«

»DEM ERSTEN PUNK BOY ZUFOLGE IST DER KÖRPER NOCH IN EINEM FORMUNGSPROZESS. ALLE PUNK BOYS HATTEN IHRE MÜTTER GEFICKT UND WAREN NUN NICHT MEHR KOLONISIERT. ES WAR IHNEN EGAL.«
KATHY ACKER, ›PIRATE BOYS‹
›Neozoen‹ bezeichnen direkt oder indirekt in ein neues Gebiet eingeschleppte oder eingewanderte Tierarten, die einheimische Arten gefährden oder verdrängen können. Der Mensch vergleicht sich gern mit Tieren, es sind fühlende und sterbende Wesen. Sie sind uns ähnlich und gleichzeitig unähnlich. Wir betrachten sie gern und erkennen uns dabei selbst.
Im Zoo wird dieses Verhältnis auf die Spitze getrieben: Tiere werden in einen Rahmen gepresst, müssen sichtbar, vergleichbar und im besten Fall auch noch unterhaltsam sein. Sie bieten einen Interpretationsspielraum, den der Mensch je nach Situation für sich passend macht: vom Tierhaften des gefährlichen Anderen bis zum Seelenverwandten. Diese Vergleichsmuster wurden und werden gleichermaßen auf marginalisierte Kulturen übertragen. Koloniale Gewalt wird in Form von kultureller Aneignung durchlebt und infiltriert unseren Alltag.
Sie bleibt Teil unserer Gegenwart und spiegelt sich im Erstarken von reaktionären Schemata wie Nationalismus, Rassismus und Abschottung, in bipolaren und stereotypen medialen Sprachmustern. Es besteht akute Infektionsgefahr, und für diesen Virus gibt es keinen Impfstoff. Doch das Programm der Langen Filmnacht widersetzt sich, infiziert und bringt das Tier in uns zum Vorschein. Deutungshoheiten werden hinterfragt, unterlaufen, umgedeutet. Und wir schmelzen und zerfließen.
_Jessica Manstetten
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