El rostro de la medusa
The Face of the Jellyfish
Melisa Liebenthal
Marinas Gesicht ist eines Nachts plötzlich ein anderes geworden, ansonsten steckt sie im gleichen Körper, im gleichen Leben. »Ich weiß nicht, wie ich dich mit diesem Gesicht jetzt nennen soll«, sagt ihre Großmutter und sie antwortet: »Du kannst mich Marina nennen«.
In ihrem Alltag, sowie in den Beziehungen mit ihrer Familie und ihrem Partner stellt sich Marina die Frage, wie sich ein Leben mit einem anderen Anblick leben lässt. Die Erstellung eines neuen Passes jedenfalls stellt sich komplizierter heraus als gedacht, wenn die Gesichtsstruktur nicht mehr erkannt wird. Dies nimmt Melisa Liebenthal zum Ausgangspunkt für spielerische Experimente: Fotos von Gesichtern werden zerschnitten, neu kombiniert und optische Ähnlichkeiten in der familiären Fotosammlung und der Gemäldegalerie gesucht. Zwischendrin durchziehen Animationen biometrischer Daten suchend den Film sowie verschiedene Blicke – oder Anblicke? – von Tieren: Die Bewegungen der roten Quallen im Wasser sehen denen der tanzenden Menschen im Diskolicht erstaunlich ähnlich. Im Zoo hingegen lässt sich fragen, ob ein Nilpferd nicht deutlich weniger mit der Außenwirkung beschäftigt ist als der Mensch.
Der Film kreist humorvoll um eine Identitätskrise: Was bedeutet eigentlich diese ständige Beschäftigung mit dem eigenen Bild-Sein für das Leben? Hilft es, das Facebook-Foto mit dem neuen Gesicht auszutauschen, oder sollte die Identität eines Menschen vielseitiger betrachtet werden? Es bleibt für uns herauszufinden, wie wir in eine Welt hinausblicken können, in der wir ständig angeblickt werden.
Gast: Melisa Liebenthal
Melisa Liebenthal
Melisa Liebenthal (*1991 in Argentinien) ist Regisseurin und Editorin. Sie studierte Film an der Universidad del Cine in Argentinien und am Le Fresnoy – Studio national des arts contemporains in Frankreich. Ihr Debütfilm Las lindas gewann am International Film Festival Rotterdam den Bright Future Award und lief auf zahlreichen internationalen Festivals. Ihre Filme wurden außerdem im MoMA in New York und im Film at Lincoln Center gezeigt. Die Filmemacherin interessiert sich für Fragen von Identität und Gender und geht der Frage nach, wie diese in Beziehung stehen zur Konstruktion von Bildern sowie ihren Ästhetiken.
El rostro de la medusa lief im Forum der Berlinale und gewann den CICAE Arthouse Cinema Award.
Filme von Melisa Liebenthal
Aquí y allá 2020 | Constanza 2018 | Patio 2017 | Las Lindas 2016 | Alegría del hogar 2013