Camping du Lac
Camping du lac
Éléonore Saintagnan
»Ich möchte Ihnen von einer seltsamen Begebenheit erzählen.« Mit diesem Auftakt der Regisseurin und Hauptfigur Éléonore Saintagnan beginnt Camping du lac. Und von der Lust am Erzählen, von kapitalistischer Gier und dem Verhältnis der Menschen zur sogenannten Natur handelt diese ökologische Parabel. Éléonore bleibt mit ihrem Auto irgendwo in der Bretagne liegen und strandet auf dem titelgebenden Campingplatz am See. Dort soll seit biblischen Zeiten ein riesiger Fisch leben, der einst den heiligen Corentin nährte. Mit stoischer Neugier und einem Parabolmikrofon ergründet Eléonore das geheime Leben des Sees und der Dauercamper*innen. Das persönliche Tagebuch wird zum Porträt ihrer neuen exzentrischen Nachbar*innen – der alleinerziehenden Mutter mit Hühnerfarm oder dem alten Cowboy aus Ohio, der täglich unerwiderte Nachrichten an seine Tochter aufnimmt. Die elliptische Montage von Julie Naas hebt die Zeitlichkeit am Camping du lac aus den Angeln, aus Tagen werden Wochen und Monate. Saintagnan bewegt sich und die Laien-Darsteller*innen mit schrägem Humor zwischen Wahrheit und Überlieferung, zwischen Verblüffendem und Unwahrscheinlichem. Als der Fisch zur Touristenattraktion und das Wasser des Sees immer begehrter wird, gerät die traumhafte Atmosphäre zunehmend aus dem Gleichgewicht. Das Finale zeigt parodistisch, aber unmissverständlich, wie der Kapitalismus auch in die entlegensten Winkel dringt und Geschichten in Waren verwandelt.
Gast: Éléonore Saintagnan
Éléonore Saintagnan
Éléonore Saintagnan, geboren 1979 in Paris, lebt und arbeitet in Brüssel als Künstlerin und Filmemacherin. Die Absolventin des Nationalen Studios für zeitgenössische Kunst Le Fresnoy stellt ihre Werke in Gruppen- und Einzelausstellungen in Frankreich und im Ausland aus und erhielt den Preis des Kurators des Salons von Montrouge (2010) und den Isère Contemporary Art Prize mit einer Residenz in Moly-Sabata. In ihren Filmen arbeitet sie vor allem mit nicht-professionellen Schauspieler*innen und tariert die Grenzen zwischen Dokumentarfilm und Fiktion aus. Sie beschäftigt sich mit Begriffen wie Glaube und Wissen, Handwerk und neue Technologien, Geschichte und Mythos, Professionalität und Amateurtum.
Filme von Éléonore Saintagnan
Les Petites Personnes 2003 | Un film Abécédaire 2010 | Les Malchanceux 2012 | Johanna 2012 | L’esprit de la Roche 2015 | Les bêtes sauvages 2015 | Une fille d’Ouessant 2018 | La grande nouvelle 2019