Nationaler Wettbewerb für Bildgestalterinnen

Nationaler Wettbewerb für Bildgestalterinnen

Bereits zum fünften Mal wird der Dortmunder Preis für Bildgestalterinnen verliehen. In diesem Jahr können zum ersten Mal zwei Preise vergeben werden, getrennt nach den Bereichen Spielfilm und Dokumentarfilm. Denn die Arbeitsbedingungen unterscheiden sich wesentlich: Bei einem Spielfilm hat die Bildgestalterin bereits im Vorfeld die Möglichkeit, gemeinsam mit der Regie und den anderen Abteilungen wie Ausstattung, Kostüm oder Setdesign ein konkretes Drehkonzept zu entwickeln. Sie kennt die Räumlichkeiten, in denen gedreht wird, und kann das Licht exakt bestimmen.
Für den Dreh eines Dokumentarfilms sind andere Fähigkeiten gefragt. Die Kamerafrau muss spontan auf Situationen reagieren können: flexibel mit der Kamera neuen Entwicklungen folgen, sich für Bildausschnitte und Einstellungsgrößen entscheiden, auf sich verändernde oder unbekannte Lichtverhältnisse einstellen. Ihr (Blick-)Kontakt zur Regisseurin/zum Regisseur ist wichtig, um gemeinsam im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und Intuition gehört natürlich auch dazu. Hohe Teamfähigkeit und kameratechnisches Know-how auf
dem neuesten Stand sind für beide Bereiche unabdingbar. Immer mehr junge Frauen trauen sich diese anspruchsvolle Arbeit zu: 53 Kameraarbeiten wurden 2009 eingereicht und daraus 32 Filme für den Wettbewerb nominiert. Angefragt waren wieder Abschlussarbeiten oder Filme aus den ersten beiden Jahren nach Ausbildungsende.

Die Bildgestalterinnen und Jurymitglieder Sophie Maintigneux, Bella Halben und Ute Freund haben gesichtet, diskutiert – und sich entschieden:

Der Preis für die beste Bildgestaltung im Bereich Spielfilm (dotiert mit 5.000 €) geht zu gleichen Teilen an Susanne Kurz für den Film 1, 2, 3 (Regie: Siobhan Jackson / Susanne Kurz) und an Marlen Schlawin für den Film Badetag (Regie: Philipp Batereau).

Der Preis für die beste Bildgestaltung im Bereich Dokumentarfilm
(dotiert mit 2.500 €) geht an Anne Misselwitz für den Film Der Die Das (Regie: Sophie Narr). Eine Lobende Erwähnung erhält Julia Daschner für ihren Film Auf der Walz.

Preisträgerinnen
2022: Roxana Reiss Fence, Constanze Schmitt Bürgermeister, Schäfer, Witwe, Drache
2020: Sabine Panossian Off Season, Doro Götz Lost in Face
2018: Paola Calvo Violently Happy, Marie Zahir Wie ich mich verlor
2016: Julia Hönemann Porn Punk Poetry, Katharina Diessner Arlette – Mut ist ein Muskel
2014: Christiane Schmidt The Forest is Like the Mountains,
Bine Jankowski Rebecca
2012: Julia Daschner Bergig, Eva Katharina Bühler Der weiße Schatz und die Salzarbeiter von Caquena
2011: Eva Maschke Frauenzimmer, Hanne Klaas Ole
2009: Marlen Schlawin Badetag, Susanne Kurz 1,2,3, Anne Misselwitz Der Die Das
2007: Ute Freund Du hast gesagt, dass du mich liebst
2005: Bernadette Paassen In den Schubladen
2003: Janne Busse Klassenfahrt
2001: Jutta Pohlmann England

Jury

Sophie Maintigneux

Sophie Maintigneux ist seit 1984 als freie Bildgestalterin tätig. Sie arbeitete mit Regisseur*innen wie Eric Rohmer, Jean-Luc Godard, Michael Klier, Jan Schütte und Helga Reidemeister. Für über 70 Spiel- und Dokumentarfilme hat sie hinter der Kamera gestanden und zahlreiche Preise erhalten, u. a. den Deutschen Kamerapreis für den Dokumentarfilm Damen und Herren ab 65 und für Die dünnen Mädchen. 2017 wurde sie mit dem The WIFTS Cinematographer Award ausgezeichnet. Zuletzt drehte sie den Kinospielfilm Mario (Regie: Marcel Gisler) und den Dokumentarfilm draußen (Regie: Johanna Sunder-Plassmann und Tama Tobias-Macht). Sophie Maintigneux ist seit 2011 als Professorin für Bildgestaltung an der Kunsthochschule für Medien Köln tätig.

Bella Halben

Bella Halben arbeitete nach einer Ausbildung zur Werbefotografin bis 1989 zunächst als feste, später als freie Kameraassistentin und bis 1994 als Operator für verschiedene Kameraleute. Seit 2000 ist sie für Kinospielfilme tätig. Sie fotografierte u. a. Jeans und Das Herz ist ein dunkler Wald, beides Regiearbeiten von Nicolette Krebitz, außerdem Hierankl (nominiert für den Deutschen Kamerapreis), Winterreise (Regie beide: Hans Steinbichler), Im Winter ein Jahr (Regie: Caroline Link) und die Episode Fraktur von Hans Steinbichler aus Deutschland 09. Mit Tom Tykwer betreute sie den Workshop ›One fine Day ‹ für Kamerastudierende in Ostafrika.

Ute Freund

Ute Freund studierte Kunstgeschichte in Berlin und arbeitete als Kameraassistentin, bevor sie ihr Kamerastudium an der Hamburg Media School begann. Ihr Diplomfilm Ausreisser gewann einen Studentenoscar. Mit Du hast gesagt, dass du mich liebst von Rudolf Thome gab sie ihr Spielfilmdebüt und erhielt 2007 den Preis des Nationalen Wettbewerbs für Bildgestalterinnen. Die Filmografie von Ute Freund umfasst Experimental-, Dokumentar- und Spielfilme. Dazu gehören unter anderen Thomes Pink (2008) und Das rote Zimmer (2010) sowie Cynthia Beatts The Invisible Frame (2009) und das jüngste Projekt Sankt – Female Identities in the Post-Utopian (2017) der dänischen Künstlerin Lene Markusen. Für den Dokumentarfilm Hello, I am David! von Cosima Lange erhielt sie den Deutschen Kamerapreis 2016.