Fokus

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Über Deutschland

»ES GIBT BESTIMMTE BILDER, DIE ZU BESITZEN MACHT BEDEUTET«
BELIT SAG

ÜBER DEUTSCHLAND präsentiert sich als offenes künstlerisches und politisches Plädoyer für Vielfalt. Identität und Sichtbarkeit, Zugehörigkeit und Empowerment sind Schlüsselbegriffe dieses Programms, das entstanden ist dank der Überlegungen von Menschen, denen die Vielstimmigkeit in unserer Gesellschaft ein grundlegendes Anliegen ist, darunter: Cana Bilir-Meier, Alex Gerbaulet, Nanna Heidenreich, Janine Jembere, Karin Michalski, Sandrine Micossé-Aikins, Irit Neidhardt, Aurora Rodonò, belit sağ, Britta Wandaogo und Liwaa Yazji.
Wie ist es in Deutschland um die Demokratie bestellt? Nüchtern und scharfsinnig versammelt Aggregat Szenen aus dem aktuellen politischen und medialen Alltag. Welche Formen von medialen Erinnerungskulturen wirken auf uns? Was wird erinnert, wer spricht, wer wird adressiert? Cana Bilir-Meier und belit sağ beziehen in ihre künstlerische Arbeit Bilder aus privaten Archiven ein, die sie unaufgeregt in den Mittelpunkt ihrer Erzählung stellen. Hier sprechen diejenigen, die in der Öffentlichkeit bislang kaum gehört werden – widerständig und stark.
Eklatant ist der Mangel von Sichtbarkeit und Transparenz im Umgang mit den Morden des sogenannten »NSU«, in denen die Opfer von den Ermittlern lange selbst als Verdächtige behandelt wurden. Für die Opfer dieser Verbrechen haben der rechtsstaatliche Prozess und die mediale Auseinandersetzung keine Gerechtigkeit gebracht. SPOTS formulieren schlaglichtartig Gedanken zum atmosphärischen Umfeld, in dem die zehn Morde des NSU an unseren Mitbürger*innen möglich wurden, und thematisieren die blinden Flecken in der Aufarbeitung des NSU-Komplexes.
Der Rechtsruck in den politischen Debatten, die Kriminalisierung von Flüchtlingen, die Bevormundung von Menschen mit migrantischem Hintergrund – all das sind gesellschaftliche Tendenzen, die nicht erst mit den Wahlerfolgen der neuen Rechten eintraten. Der Politikwissenschaftler Aladin El-Mafaalani vertritt die These, dass sich der Diskurs um Integration und Diskriminierung momentan verschärft, gerade weil sich viele gesellschaftliche Verhältnisse verbessert haben. ÜBER DEUTSCHLAND zeigt über Jahrzehnte entstandene Entwicklungslinien und Strukturen von Diskriminierung in der deutschen Gesellschaft auf, aber auch politische Interventionen, in denen Ausgrenzung überwunden wurde. So etwa der von Gastarbeiterinnen vorangetriebene legendäre Arbeitskampf für »eine Mark mehr« beim Automobilzulieferer Pierburg. Oder die drastische Geste der Selbstermächtigung von Semra Ertan, die sich 1982 verbrannte, um auf den Rassismus in Deutschland aufmerksam zu machen.
Angela Melitopoulos verortet in Passing Drama den Beginn von Fluchtbewegungen als Massenphänomen am Ende des ersten Weltkriegs. Die hier entstandenen Traumata wirken bis heute nach. Das Wort »Passing« verweist dabei sowohl auf die vergehende Zeit als auch auf ein sich im Raum bewegendes Subjekt. In den meisten Fällen verlaufen Migrationswege und Grenzen nicht in klaren Linien, sondern sind durchzogen von historischen und sozialen Verflechtungen. Angesichts dieser komplexen Realität ist nationale Einheit nicht mehr als ein Konstrukt. Versuche, dieses Konstrukt auch mit Gewalt durchzusetzen, können letztlich nur zum Scheitern verurteilt sein.
_Betty Schiel

Pierburg: Ihr Kampf ist unser Kampf

Edith Schmidt-Marcello, David Wittenberg

DE
1974/75
Dokumentarfilm
49’

»Gibt es in der Firma Pierburg noch Leibeigene?« Off-Kommentar aus dem Film 13. August 1973: Weil sie trotz harter Akkordarbeit […]

Wie können wir das Feld des Sichtbaren so verändern, dass rassistische Strukturen anklagbar und (post-)migrantische Realitäten und Perspektiven unübersehbar und […]

WORKSHOPLEITUNG: BRITTA WANDAOGO PROJEKTLEITUNG: BETTY SCHIEL Seit 2017 gibt es den Paradise Park. Es handelt sich um einen Ü-Wagen  der […]

DE
2017
Experimentalfilm
6’

11. Februar 2016: Um kurz nach Mitternacht ging in der Notrufzentrale die Meldung über einen Autobrand ein. Wir fuhren zur […]