SPOTS zum TRIBUNAL »NSU-Komplex auflösen« und darüber hinaus

SPOTS zum TRIBUNAL »NSU-Komplex auflösen« und darüber hinaus

Wie können wir das Feld des Sichtbaren so verändern, dass rassistische Strukturen anklagbar und (post-)migrantische Realitäten und Perspektiven unübersehbar und unüberhörbar werden?

Zwischen 1999 und 2007 werden in Deutschland neun migrantische Kleinunternehmer und eine Polizistin ermordet. Bei drei Bombenanschlägen – u. a. auf eine migrantisch geprägte  Geschäftsstraße in Köln – werden zahlreiche Menschen schwer verletzt. Die Taten bleiben unaufgeklärt, bis sich 2011 der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund (NSU) selbst enttarnt und zu den Taten bekennt. Bis heute ist die Mord- und Anschlagsserie nicht vollständig aufgeklärt. Offene Fragen gibt es unter anderem zum rechtsradikalen Umfeld des NSU sowie zur Rolle des  Verfassungsschutzes, der zahlreiche Informanten im Umfeld der Täter hatte. Deutlich geworden ist hingegen, wie tief Rassismus in Deutschland verankert ist. Nicht zuletzt innerhalb der jahrelang konsequent in die falsche Richtung ermittelnden Polizei- und Sicherheitsorgane, für die Rassismus als Tatmotiv angeblich über all die Jahre nicht erkennbar war und selbst jetzt noch kleingeredet wird.

SPOTS sind kurze audiovisuelle Interventionen zu Facetten des NSU-Komplexes, die unter anderem zur Mobilisierung für das Tribunal »NSU-Komplex  auflösen« entstanden. Sie thematisieren die blind spots in der Aufarbeitung des NSU-Komplexes. Sie werfen Spotlights auf die rassistischen Verhältnisse, welche rechte Netzwerke und deren Taten erst möglich machen. SPOTS verstehen dabei Ästhetik als politisches Handeln. Sie setzen der dominanten täterfixierten Bildpolitik und den medialen Überschreibungen rund um den NSU-Komplex etwas entgegen. Sie drehen Sichtbarkeiten um, stellen Widerstandsgesten dar, formulieren Fragen und Anklagen. Und wollen so eine breitere gesellschaftliche Debatte anstoßen.
– Tribunal »NSU-Komplex auflösen«

Spotter*innen
Khaled Abdulwahed, Ibrahim Arslan, Hatice Ayten, Aysun Bademsoy, Tom Ben, Mareike Bernien, Madeleine Bernstorff, Cana Bilir-Meier, Sebastian Bodirsky, Holger Borggrefe, Ascan Breuer / Dokumentarisches Labor, cinéma copains, Ewa Einhorn, Amel Elzakout, Alex Gerbaulet, Yara Haskiel, Arne Hector, Betti Hohorst, Bani Khoshnoudi, Michel Klöfkorn, Sara Lehn, Katinka Maché, Vedrana Madžar, Jörn Neumann, ninotschka, Christian Obermüller, Ebru Selin Özcan, Mayan Printz, Daniel Poštrak, Daniel Roth, belit sağ, Ömer Şamlı, Maya Schweizer, Minze Tummescheit, Joel Vogel, Fritz Laszlo Weber, Rixxa Wendland, Johanna Wölfing

Mitwirkende
Adel, Ahmed, Anna, Nanuk Arsla, Alex Arvaneh, Danny Arvaneh, Stefan Auch, bildargumente, Björn, Maximilian Blass, Julián Bonequi, Melanie Brazzell, Sebastian Breitbach, Ufuk Cam, Sefa Defterli, Christian Diaz Orejarena, Roumen Dimitrov, Ali El-Hussein, g-2-e tribunal translation group, Michael Geck, Lola Göller, Yasemin Göze, Daniel Grünfeld, Maya Fischer, Nathalie Gerst, Timo Glatz, Leona Goldstein, Ayşe Güleç, Göksen Güntel, Thamar Hampe, Nanna Heidenreich, Imagine, Victor Jaschke, Camilla Kranzusch, Frank Lehner / Torus GmbH, Lilli, Rita Macedo,  Magdalena Maché, Margerita, Ines Meier, Henrik Meierkord, Miranda, Abdullah Mohamad, Cristina Moreno a.k.a Kalma, Charlotte Müller, Ömer, Bernadette Paassen, pong film, Pudelskern, Gustav Pursche (jib collective), Natascha Sadr Haghighian, Özge Pinar Sarp, Mirko Reinhard / Torus GmbH, Fikri Sahin, Melih Sarıgöl, Markus Seitz, Nikolai Sivertsen, Josef Maria Schäfers, Markus Schlappig, Lukas Soboll, Sylvain, Ute Waldhausen, Mirko Winkel, Kutlu Yurtseven,Jenny Lou Ziegel

www.tribunal-spots.net

AT / DE
2017
Webvideo
3’

Erinnerungen an den Nagelbombenanschlag in der Keupstraße in Köln.

DE
2017
Webvideo
3’

Eine Bürger*innen-Befragung zu den Transportmitteln der Neonazis.

DE
1994/2017
Webvideo
56’

Eine junge Frau beschreibt ihre Reaktion auf den rassistischen Brandanschlag in Mölln Anfang der 90er.

DE
2017
Webvideo
1’

Hört wie ein Stethoskop Tatorte des NSU in Nürnberg auf ihren Nachhall ab.

DE
2017
Webvideo
2’

Am Tag nach dem Anschlag in der Keupstraße schloss Innenminister Schily einen rechtsterroristischen Hintergrund aus.

NL
2017
Experimentalfilm
2’

Ein kurzer Videoessay über Zufälligkeit, Storytelling und die zerrissenen Geschichten der Opfer des NSU. Das Video ist Teil der SPOTS, […]

Bestes Gericht

Cana Bilir-Meier

AT / DE
2017
Kurzfilm
3’

Verschleppte Putzfrau, verschleppte Tochter, bedrohte Freundin eines Deutschen: ein Blick auf rassistische Stereotype im deutschen Fernsehen. Das Video ist Teil […]

DE
2017
2’

Der Spot erinnert an die Demonstration in Kassel nach der Ermordung von Halit Yozgat und Mehmet Kubaşık.

DE
2008/2017
Webvideo
1’

»Ich fühle mich eigentlich auch nicht mehr türkisch, aber ich muss mich türkisch fühlen …«

DE
2017
Webvideo
3’

Kurz nach der Selbstenttarnung des NSU 2011 wurden zahlreiche Akten von V-Leuten des Verfassungsschutzes vernichtet.