Bildertauchen – Birgit Hein

Bildertauchen – Birgit Hein

Porträt von Birgit Hein

Wir tauchen ein in die Bilder von Birgit Hein – und in die Welt einer der wichtigsten Filmkünstlerinnen der Nachkriegszeit. Die künstlerische Karriere dieser in Duisburg aufgewachsenen, 2023 verstorbenen Experimentalfilmemacherin nahm ihren Lauf in Köln, dessen Subkultur sie als Mitbegründerin von X-SCREEN prägte. Wir würdigen ihre künstlerische Entwicklung: von ihren strukturellen Anfängen über ihre persönlich-filmische Emanzipation bis zurück zu den Anfängen, den Urbildern einer Kindheit im zweiten Weltkrieg: der Suche nach Bildern der Zerstörung und zerstörten Bildern. Bildertauchen – das bedeutet eine sinnliche, räumliche und malerische Filmerfahrung, die in dieser Weise nur durch ein radikales Umdenken der technisch-künstlerischen Möglichkeiten des analogen Films möglich war.

Der strukturelle Film der 1970er mit seinen formalistischen Ansprüchen, seiner strengen Ideologie und seiner linear-modernistischen Historiographie bot ein strenges intellektuelles Korsett, das zwar anspruchsvolle Denkakrobatik zuließ, aber dennoch zutiefst patriarchisch geprägt war. Birgits und Wilhelms Abwendung vom strukturellen Film im Jahr 1978, ihre Performances, die Filme Love Stinks und Verbotene Bilder, schließlich Birgits eigene Filme Die Unheimlichen Frauen und Baby, I Will Make you Sweat sind Befreiungsschläge: Sie sind schmerzhaft und kraftvoll und verweigern sich jeglicher Kategorisierung. Ihre Kriegsfilme der 2000er sind Aufarbeitungsversuche, die sie wieder an ganz frühe Kindheitstraumata führen. Vielleicht sind es diese ganz besonderen Verwebungen von Lebenslinien, psychologischen Knotenpunkten und künstlerischen Häutungen, die die Person Birgit Hein auch zu einer universellen Figur der deutschen Nachkriegsgeneration machen.

 

Gespräch über Birgit Hein zwischen Maxa Zoller, Künstlerische Leitung IFFF Dortmund+Köln und Prof. Matthias Müller, Filmemacher

Matthias Müller gehört zu den einflussreichsten Experimtalfilmemachern und Filmkünstlern seiner Generation. Müllers Filme und Installationen sind auf internationalen Ausstellungen und Festivals vertreten. Er studierte bei Birgit Hein an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Maxa Zoller begegnete Birgit Hein zum ersten Mal 2002 im Rahmen ihrer Forschung über die Ausstellungsgeschichte des Experimentalfilms. Schon viel früher hatte sie eine Veranstaltung mit und über Birgit Hein beim IFFF Dortmund+Köln geplant, die durch Corona verschleppt wurde und leider nach Birgit Heins Tod am 23. Februar 2023 nicht mehr möglich war.

 

In Kooperation mit Köln im Film

Folgeveranstaltung am 12.06.2024 in Kooperation mit der ifs im Filmforum NRW

DE
2001
Dokumentarfilm
46’
OF

Der Porträtfilm über Birgit Hein beginnt im Zug: Sie schaut aus dem Fenster, holt eine Kamera aus der Tasche, filmt. […]

Rohfilm

Birgit Hein, Wilhelm Hein

DE
1968
Experimentalfilm
21’
OW

Ungekocht, roh, rau – Rohfilm wurde nicht in der industriellen Maschinerie des Hollywood-Kinos verarbeitet, nicht durch die Konventionen des Framings, […]

Kriegsbilder

Birgit Hein

DE
2006
Experimentalfilm
10’
OF

Unterschwellig ist er immer da, der Krieg, in dem die Filmemacherin geboren wurde. Birgit Hein möchte das Un(be)greifbare irgendwie darstellen. […]