Rohfilm

Rohfilm

Birgit Hein, Wilhelm Hein

DE
1968
Experimentalfilm
21’
OW
Specials

Ungekocht, roh, rau – Rohfilm wurde nicht in der industriellen Maschinerie des Hollywood-Kinos verarbeitet, nicht durch die Konventionen des Framings, des Schnitts, der »Suture« weichgekocht. Im Gegenteil, seine Rohheit ist geradezu ungenießbar. In den späten 1960er-Jahren, einer Zeit, in der die Film-Avantgarde – egal ob politischer oder formeller Film – sich vom Mainstream abwandte, entstand der hochabstrakte sogenannte »strukturelle« Film. Rohfilm besteht aus Found-footage-Material – Filmschnipsel, die »unverwertbar« sind. Ein Film der Kader, der Tonstreifen, der Negativbilder, der Unschärfe – und immer wieder der Kölner Dom. Ein Film unterm Mikroskop. Ein großer Film über Staub. Der dröhnende Ton von Christian Michelis steuert zu der zerstörerischen Atmosphäre bei. Birgit Hein beschrieb Rohfilm als »außerordentlich aggressiv«. Der österreichische Kritiker Hans Schleugl verglich seinen »brutalen, fast terrorartigen Effekt« mit Peter Kubelkas Film Arnulf Rainer. Malcolm Le Grice nannte es »a kind of terrorism of cinema«. Noch heute zählt Rohfilm zu einem der ersten und wichtigsten Filme der Experimentalfilmgeschichte der Nachkriegszeit.

Regie

Birgit Hein, Wilhelm Hein

Ton

Christian Michelis

Produktion

W+B Hein – Wilhelm Hein, Birgit Hein

Kontakt

Arsenal – Institut für Film und Videokunst

Porträt von Birgit Hein

Birgit Hein

Birgit Hein ist eine der bedeutendsten Experimentalfilmemacherinnen Deutschlands. Zusammen mit Wilhelm Hein schuf sie von 1966 bis 1988 wegweisende Experimentalfilme, Performances und Installationen. 1968 war sie Mitbegründerin der Experimentalfilmreihe X-SCREEN in Köln, die es ermöglichte, dass internationale Experimentalfilme in Deutschland gesehen werden konnten. 1971 publizierte sie Film im Underground. Hein kuratierte eine der ersten filmgeschichtlichen Ausstellungen Film als Film. 1910 bis heute (Kölnischer Kunstverein 1977). Ihre Expertise in der Geschichte des Avantgardefilms war damals einmalig. Auch trug sie maßgeblich zur Vernetzung der strukturellen Filmszene zwischen den USA, England, Deutschland, der Schweiz und Österreich bei. Von 1990 bis 2008 war Hein Professorin für Film und Video an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Eigene Filme entstanden ab 1991. Sie war außerdem Mitglied der Akademie der Künste Berlin und stellvertretende Direktorin der Sektion Bildende Kunst.


Filme von Birgit Hein (Auswahl)
Abstrakter Film 2013 | Kriegsbilder 2006 | La Moderna Poesia 2000 | Eintagsfliegen 1997 | Baby, I Will Make You Sweat 1994 | Die Unheimlichen Frauen 1991 | Die Kali-Filme 1987 | Verbotene Bilder 1986 | Love Stinks 1982 | Strukturelle Studien 1974 | 625 1969 | Rohfilm 1968