Mambar Pierrette
Rosine Mbakam
Es ist Regenzeit, und das neue Schuljahr fängt bald an. Von morgens bis abends näht Mambar Pierette in ihrem winzigen Laden in einem Slum von Douala (Kamerun) Schuluniformen und exquisite Kleider für besondere Anlässe. Mambar ist nicht nur Schneiderin, sondern auch diskrete Vertraute ihrer Kund*innen. Sie weiß von Geld- und Liebesnöten, von Familienangelegenheiten, kennt die Sorgen von Auswanderung und Rückkehr. Aber sie hat auch genug eigene Probleme: Hochwasser in der Wohnung und im Laden, ein abwesender Ehemann, eine kranke Mutter, drei Kinder, die Schulsachen brauchen, und das Geld reicht nie. Immer wieder muss sie Rückschläge und Katastrophen meistern. Sie erträgt die Lage mit stoischer Ruhe, aber sie weigert sich, die patriarchale Unterdrückung durch die Männer und die Älteren zu akzeptieren. Der Stolz auf ihre hart erkämpfte Autonomie und die Gemeinschaft im Viertel geben ihr Kraft.
Rosine Mbakams Spielfilmdebüt rekurriert auf ihren erfolgreichen Dokumentarfilm Chez jolie coiffure (2018) über die afrikanische Diaspora in einem Friseursalon in Brüssel. Mit der gleichen dokumentarischen Geduld und einem weitestgehend nicht-professionellen Cast realisierte Mbakam nun Mambar Pierrette. Die fiktionalisierten Erlebnisse der charismatischen Protagonistin – gespielt von Mbakams Cousine Pierrette Aboheu und schnörkellos mit der Kamera eingefangen von Fiona Braillon – beschreiben sensibel und solidarisch den schwierigen Alltag in Kamerun.
Gast: Rosine Mbakam
In Kooperation mit dem Afrika Film Festival Köln
Rosine Mbakam
Geboren in Kamerun, kam Rosine Mbakam früh über die italienische NGO COE zum Film. In Douala arbeitete sie u. a. als Redakteurin, Regisseurin und Moderatorin bei STV. Ihr Studium an der belgischen Filmschule INSAS schloss sie mit dem vielfach ausgezeichneten Kurzspielfilm Tu seras mon allie ab. 2014 gründete sie Tândor Productions in Belgien mit Geoffroy Cernaix. Les deux visages d’une femme Bamiléké, ihr erster langer Dokumentarfilm, lief bei über 60 Festivals. 2018 gründete sie in Kamerun die Produktionsfirma Tândor Films und initiierte Caravane Cinéma für den Vertrieb afrikanischer Filme in Kamerun. 2021 realisierte sie in Co-Regie Prisme über das Filmen von schwarzer Haut. Der New Yorker bezeichnete sie als eine der wichtigsten Dokumentarfilmer*innen der Gegenwart.
Filme von Rosine Mbakam (Auswahl)
Prisme 2021 | Les prières de Delphine 2021 | La majorité invisible 2020 | Chez jolie coiffure 2018 | Les deux visages d’une femme Bamiléké 2017 | Tu seras mon allie 2012