Spielplan

A Night of Knowing Nothing

Payal Kapadia

FR / IN
2021
Dokumentarfilm
97’
OmU
Panorama

Auf dem Campus des Film and Television Institute of India wird eine Box mit Briefen gefunden. Unterzeichnet von einer Studierenden mit dem Namen »L«, geben sie Zeugnis vom Einbruch der hindu-nationalistischen BJP unter dem seit Mai 2014 amtierenden Premierminister Narendra Modi in das linksliberale Umfeld der Filmschule. Ein erfundenes Archiv wird zum Ventil einer persönlichen wie gesellschaftlichen Krise.

(Alb-)traumartig erscheinen die 16-mm-Bilder in Schwarz-Weiß, die den vorgelesenen fiktiven Briefen gegenübergestellt werden. Ausgelassenen Tanzszenen folgen nach und nach Bilder von Streiks und Protesten, die als Reaktion auf das neue Staatsbürgerschaftsrecht sowie die Anhebung von Studiengebühren das ganze Land erfassten. Während »L« in ihren Briefen um das Ende einer kastenübergreifenden Liebe trauert, skandieren die Demonstrierenden das Recht auf freie Entscheidungen im Privaten wie auch Politischen. Die Freiheit, »Ja« zu sagen, prallt auf die zunehmende Diskriminierung von Frauen, Muslim*innen, Dalit und kritischen Journalist*innen in Modis Regierungszeit. Während die Gewalt immer weiter eskaliert, suchen die Studierenden nach Antworten auf die Frage, was für eine Rolle eine staatlich geförderte Filmschule in Zeiten wie diesen zu übernehmen habe.

Tanzen, Lieben, Demonstrieren und Diskutieren als Möglichkeiten des Protests durchziehen Payal Kapadias Debüt und erhellen die von Traurigkeit durchtränkten Bilder. Wie nah sich Hilflosigkeit und Hoffnung in Zeiten des Umbruchs sind und wie wichtig bei all dem die Sprache des Kinos sein kann, davon erzählt Kapadia eindrücklich.

Dieser Film ist für den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert. Bitte stimmen Sie ab, nachdem Sie den Film gesehen haben.
Eine Übersicht mit allen nominierten Filmen finden Sie hier.

Regie

Payal Kapadia

Buch

Payal Kapadia, Himanshu Prajapati

Bildgestaltung / Montage

Ranabir Das

Ton

Moinak Bose, Romain Ozanne

Produktion

Ranabir Das – Another Birth, Thomas Hakim, Julien Graff – Petit Chaos

Kontakt

Square Eyes

Regisseurin Payal Kapadia

Payal Kapadia

Payal Kapadia wurde 1986 in Mumbai geboren. Sie machte einen Abschluss in Ökonomie und studierte anschließend Filmregie am Film and Television Institute of India (FTII) in Pune. Ihre Kurzfilme liefen auf zahlreichen Filmfestivals, unter anderem in Cannes und auf der Berlinale. Beim International Documentary Film Festival of Amsterdam (IDFA) wurde And What Is the Summer Saying 2018 mit dem Sonderpreis der Jury für den besten Kurz-Dokumentarfilm prämiert. Ihr Experimental-Kurzfilm The Last Mango before the Monsoon erhielt bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen eine Lobende Erwähnung der Internationalen Jury sowie den FIPRESCI-Preis. A Night of Knowing Nothing ist Kapadias erster Langfilm. Er wurde 2021 in Cannes mit dem Œil d’or für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.


Filme von Payal Kapadia
And What Is the Summer Saying
2018 | Afternoon Clouds 2018 | The Last Mango Before the Monsoon 2014