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»Es ist Zeit, für einen gemeinsamen diversen Blick durch die Kameras.«

Die Preisträger*innen unseres Nationalen Wettbewerbs für Nachwuchs-Bildgestalter*innen haben die Preisverleihung am 21. April für Statements und Appelle genutzt, die wir sehr schätzen und unterschreiben. Auch gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass für die 18 Nominierungen im Deutschen Kamerapreis 2024 aus 449 Einreichungen keine einzige Frau ausgewählt wurde.

Caroline Spreitzenbart
Preis für die beste Bildgestaltung Dokumentarfilm für: Life is Not a Competition, But I’m Winning, R: Julia Fuhr Mann, D 2023, 79’

»Geschichten in Bildern zu erzählen haben wir uns zum Beruf gemacht. Kameraleute machen das, was wir wahrnehmen, sichtbar und beeinflussen die Erzählung stark in ihrer Wirkung. Deshalb ist es so wichtig, auch hinter die Kamera zu blicken und zu sehen wer diese Bilder macht.

Zum diesjährigen deutschen Kamerapreis wurden ausschließlich Kameramänner nominiert. Ein Argument dafür war, das eben dies die besten Einreichungen waren. Doch wird nicht diese Beurteilung durch unsere Sehgewohnheiten stark beeinflusst? Empfindet man nicht das, was man kennt, als qualitativ hochwertig und gut? Ist es nicht hauptsächlich die Arbeit von Männern, die man auf der Leinwand sieht?

Wir fragen uns, ob dies eine Botschaft für uns sein soll, nicht gut genug zu sein. Dabei sind wir doch die, die mehr zu erzählen haben, als den Male Gaze. Auch hier stecken wir noch immer in der binären Diskussion fest, wo es um männlich und weiblich geht. Wir finden, es ist Zeit, für einen gemeinsamen diversen Blick durch die Kameras. Und eine deutsche Filmbranche, die diese Vielfalt an Perspektiven fördert und schätzt.«

Greta Isabella Conte
Preis für die beste Bildgestaltung Spielfilm für: Die feige Schönheit, R: Moritz Krämer, D 2023, 100‘

»Sich hier einen Raum mit so vielen wundervollen, starken Künstlerinnen zu teilen und sich zu connecten ist für uns sehr empowernd und inspirierend. In unserer Gesellschaft ist es leider oft nicht leicht, sich selbst zu behaupten. Wir müssen lernen, für uns selbst einzustehen, um ernst und wahrgenommen zu werden. Es ist ein langer und für viele von uns ein harter Prozess, sich diese Skills bzw. das Mindset zu erkennen und anzueignen.

Den oft kräftezehrenden Spagat zu schaffen, allen Rollen gerecht zu werden und dabei noch einen langen Atem zu habe: Als Frau, Künstlerin, Chefin, Head of Department, Mutter, usw. Rollen, für die wir Verantwortung übernehmen und uns dennoch rechtfertigen und etablieren müssen. Umso wichtiger ist es, sich in einer männlich dominierten Filmbranche gegenseitig zu unterstützen und zu stärken, anstatt sich permanent zu duellieren. Die alten Machtstrukturen aufzubrechen, um eine neue Wertschätzung entstehen zu lassen.

Daher wünschen wir uns einheitlich mehr Anerkennung, Wertschätzung und Respekt für die Arbeit, die gerade viele weibliche Künstlerinnen leisten und sind dankbar heute dafür, hier zu sein. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Aber Veranstaltungen wie diese hier schaffen einen Rahmen für mehr Transparenz für ALLE diejenigen, die oft nicht gesehen oder übersehen werden.
Künstlerinnen die so viel tolles Leisten!

What if the future of film is not only female? What if the future of film is diverse?!«

Jana Bauch
Lobende Erwähnung für: was brennt, R: Jana Bauch, D 2023, Dokumentarfilm, 30’

»Den Statements meiner beiden Vorrednerinnen schließe ich mich an. Ich habe Situationen erlebt, in denen es aufgrund des Aussehens oder Geschlechts zu Diskriminierungs- und Einschüchterungsversuche durch die Polizei gekommen ist. Es wurde beispielsweise behauptet, dass der Presseausweis gefälscht sei. Außerdem wurde trotz Vorzeigen des Presseausweises der Körper abgetastet und unter die Unterwäsche gefasst. Offensichtlich ist es noch nicht selbstverständlich, dass die berufliche Professionalität von FLINTA* Personen hinter der Kamera anerkannt wird. Eben weil Situationen wie diese auch heute noch passieren, ist der Support von FLINTA* Filmschaffenden durch das Frauen Film Fest super wichtig und empowernd. Danke an das ganze Team.«