Music

Music

Angela Schanelec

DE / FR / GR / RS
2023
Spielfilm
108’
OmeU, dt. UT
Internationaler Spielfilmwettbewerb

Diese moderne Adaption des Ödipus-Mythos führt von Griechenland nach Berlin, von den 1980ern in die Gegenwart. Jon wird nach seiner Geburt in einer stürmischen Nacht in den griechischen Bergen gefunden und adoptiert. Als Erwachsener lernt er Iro kennen, die Aufseherin des Gefängnisses, in dem er nach einem tragischen Unfall inhaftiert ist. Sie scheint seine Anwesenheit zu suchen, kümmert sich um ihn, nimmt für ihn Musik auf. Jons Augenlicht beginnt zu schwinden. Fortan wird er für jeden Verlust, den er erleidet, etwas zurückgewinnen, und sein Leben wird reicher.

Der Film kreist elliptisch um die Themen Geburt, Liebe, Schmerz und Heilung, die wie musikalische Motive bearbeitet werden. Die Musik ist das zweite wichtige Element des Films, meist Barockmusik – von Bach, Monteverdi, Pergolesi. Die Stücke sprechen miteinander und zu uns, wie ein Mittler der Frage: »Was kann durch Schmerz entstehen?« Für Jon wird die Musik Ausdrucksmittel. Sie zu beherrschen wie eine Sprache, ermöglicht ihm – anders als Ödipus – zu überleben. Dass die Figuren kaum Dialoge haben, verstärkt die Wirkung der Musik. Angela Schanelec inszeniert die Spielenden stark formalistisch in der schroffen Umgebung des Peloponnes, in poetisch komponierten Tableaus. Sie bedient sich mit dem Ödipus-Mythos des konstituierenden Bausteins des westlichen Mainstreamkinos. Indem das Trauma nicht mehr auf den Tod der Mutter zurückgeführt werden kann, holt sie sich die Freiheit der Figurenentwicklung zurück und entbindet ihr Kino der psychoanalytischen Logik.

Gast: Agathe Bonitzer (Schauspielerin)

 


Preise für ›Music‹
Silberner Bär Bestes Drehbuch – Berlinale 2023

Regie / Buch / Montage

Angela Schanelec

Bildgestaltung

Ivan Marković

Ton / Sounddesign

Rainer Gerlach

Darsteller*innen

Aliocha Schneider, Agathe Bonitzer, Agyris Xafis, Marisha Triantafyllidou, Frida Tarana, Ninel Skrzypczyk, Miriam Jakob, Wolfgang Michael

Produktion

Kirill Krasovski – faktura film

Coproduktion

François d’Artemare – Les Films de l’Après-Midi, Nataša Damnjanovic – dart.film, WDR / arte

Kontakt

Grandfilm

Angela Schanelec

Angela Schanelec

Angela Schanelec wurde 1962 in Aalen geboren. Nach dem Debüt als Hauptdarstellerin in dem Historienfilm Der Tod des weißen Pferdes (1985) folgten Engagements am Thalia Theater Hamburg, der Berliner Schaubühne und dem Schauspielhaus Bochum. 1990–1995 Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Ihr Abschlussfilm Das Glück meiner Schwester erhielt 1996 den Preis der deutschen Filmkritik als Bester Film. Sie avancierte zur wichtigsten Regisseurin der sogenannten Berliner Schule. In ihren Filmen ist das Schweigen so wichtig wie die Dialoge. Schanelec lehrt an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Hamburg und übersetzte einige Shakespeare-Stücke ins Deutsche. Ich war zuhause, aber … erhielt 2019 den Silbernen Bären der Berlinale für die beste Regie


Filme von Angela Schanelec
Ich war zu Hause, aber … 2019 | Der traumhafte Weg 2016 | Ponts de Sarajevo 2014 | Orly 2010 | Deutschland ’09 – 13 kurze Filme zur Lage der Nation 2009 | Erster Tag 2009 | Nachmittag 2007 | Marseille 2004 | Mein langsames Leben 2001 | Plätze in Städten 1998 | Das Glück meiner Schwester 1995 | Ich bin den Sommer über in Berlin geblieben 1993 | Über das Entgegenkommen 1992 | Prag, März 1992 1992 | Weit entfernt 1992 | Schöne gelbe Farbe 1991