Spielplan

Glory to the Queen

Tatia Skhirtladze

AT / GE
2020
Dokumentarfilm
82’
OmU
Panorama

Dieser Film ist für den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert. Stimmen Sie bitte nach dem Ansehen des Films ab.
Eine Übersicht mit allen nominierten Filmen finden Sie hier.

Von 1962 bis 1991 hielt ein einziges Land den Weltmeisterinnentitel im Frauenschach: Georgien. Nona Gaprindashvili errang 1962 als Erste die Schachweltmeisterschaft und erkämpfte somit den Titel, den Georgien bis zum Ende der Sowjetunion nicht mehr aus den Händen geben würde. 1978 verlor sie gegen die 17-jährige Georgierin Maia Chiburdanidze. Bis zum Ende der Sowjetunion 1991 verteidigte diese den Weltmeisterinnentitel gegen sowjetische und amerikanische Gegnerinnen, aber auch gegen ihre Landsleute Nana Alexandria und Nana Ioseliani. Bei den Dortmunder Schachtagen 1983 besiegte Chiburdanidze den Engländer Nigel Short. Aber auf den Vergleich zu den männlichen Kollegen, deren Namen bekannt sind – allen voran Bobby Fischer (dessen Rekord Alexandria mit 13 hintereinander gewonnenen Turnierpartien brach) – wurde in diesem Film bewusst verzichtet. Mit Klischees will die Regisseurin brechen, dazu gehören der Leistungsvergleich zwischen Frauen und Männern und die im Kalten Krieg produzierte Vorstellung von Georgien (und der Sowjetunion) als rückständig – aber auch das Bild der Frau als häusliches Subjekt. Besonders effektiv sind die Bild-Ton-Montagen, in denen die Regisseurin historische Propagandafilme und deren Darstellung der Weltmeisterinnen als sorgende Ehefrauen und Blumenmädchen mit viel Humor dekonstruiert. Überhaupt sprühen die vier Protagonistinnen vor Witz und einer ganz besonderen direkten Art, was (auch) ein Produkt des sozialistischen Frauenbildes dieser Generation ist. Wie sehr sich eben dieses Bild seit den 1990ern gewandelt hat, zeigen Interviews mit jungen Schachspielerinnen, die die Bedeutung des im Mittelalter über Persien eingeführten Spiels in Georgien bis heute beteuern.


Preise für ›Glory to the Queen‹

Audience AwardSlobodna Zona/Free Zone Film Festival (Belgrade – Novi Sad – Niš) 2020

Regie

Tatia Skhirtladze

Co-Regie

Anna Khazaradze

Buch

Tatia Skhirtladze, Ina Ivanceanu

Bildgestaltung

Sebastian Thaler

Montage

Petra Zöpnek

Ton

Irakli Ivanishvili

Sounddesign

Paata Godziashvili

Musik

Alexandra Vrebalov

Mit

Nona Gaprindashvili, Nana Alexandria, Maia Chiburdanidze, Nana Ioseliani, Milunka Lazarević

Produktion

berg hammer film, Amour Fou Vienna, 1991 Productions, playground produkcija

Kontakt

Filmdelights

Porträt von Tatia Skhirtladze

Tatia Skhirtladze

Tatia Skhirtladze ist eine 1976 in Georgien geborene Fotografien und Videokünstlerin aus Wien. Sie studierte Pädagogik in Tbilisi, Kunst und Pädagogik an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und erhielt 2008 einen Master an der ArtEZ University of the Arts in Enschede. Seit 2011 unterrichtet Skhirtladze an der Universität für angewandte Kunst Wien. Skhirtladze entwickelte 2017 eine 4-Kanal-Videoinstallation zu dem Thema der georgischen Schachweltmeisterinnen für die Berliner Ausstellung Pop-Up Chess Palace, bevor sie ihren ersten langen Dokumentarfilm Glory to the Queen vollendete.