Spielplan

Finding Sally

Tamara Dawit

CA
2020
Dokumentarfilm
98’
OmU
Specials

Dieser Film ist für den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert. Stimmen Sie bitte nach dem Ansehen des Films ab.
Eine Übersicht mit allen nominierten Filmen finden Sie hier.

Finding Sally ist ein beindruckendes filmisches Ergebnis diasporischer Spurensuche. Dawit wächst als Enkelin eines hochrangigen Diplomaten und Ziehsohns des letzten Monarchen Äthiopiens Haile Selassie in Kanada auf. Die durch den raren Kontakt zu ihrem mittlerweile verstorbenen äthiopischen Vater gespeiste Lücke zu ihrer Familie in Addis Abeba führt zu einer starken Sehnsucht nach ihren ostafrikanischen Wurzeln. Die Verstrickung von Sehnsucht und Wissensproduktion, die so bezeichnend für diasporische Kunst ist, liegt auch diesem Dokumentarfilm zugrunde.

Beim Besuch ihrer Großmutter in Addis Abeba entdeckt Dawit ein Schwarz-Weiß-Porträt einer jungen Dame. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass es sich hier um ihre Tante Sally handelt, die in den 1970er Jahren im Widerstand gegen den Roten Terror aktiv war und schließlich im Untergrund verstarb. Dawit beginnt Fragen zu stellen, deren Direktheit und Hartnäckigkeit sich nur ein außenstehendes Familienmitglied leisten kann, und die schließlich zu Sallys Grab führen. In der Dramaturgie des Films fügen sich Interviews, Archivmaterial und Dokumentationen vor Ort mithilfe der begleitenden Erzählstimme der Regisseurin so aneinander, dass eine Geschichte entsteht, die offiziell – wenn überhaupt – aus männlicher Perspektive erzählt wird. Die Verquickung von gesellschaftspolitischen Themen und persönlichem Familientrauma führt auch zu einer Geschichte, die aus einer weiblichen Zeitlichkeit entsteht, die fortdauert und zirkulär wächst. Damit wird aus ›Finding Sally‹ auch ›Finding Tamara‹.

Das IFFF Dortmund+Köln zeigt den 2020 mit dem Adiaha Award ausgezeichneten Film in Kooperation mit der Ladima Foundation.

Der mit 2000 $ dotierte Adiaha Award für besten Dokumentarfilm einer afrikanischen Regisseurin wird seit 2017 von der Ladima Foundation vergeben. »Adiaha« bedeutet »die Erstgeborene« in Ibibio, einer der Minderheitensprachen Nigerias; die Ausgezeichnete erhält somit Vorbildcharakter für eine aufblühende weibliche Regisseurinnenszene auf dem afrikanischen Kontinent. Die Jury vergab 2020 beim Encounters International South African Documentary Film Festival den Preis an Tamara Dawit.

Regie / Buch

Tamara Dawit

Bildgestaltung

Alex Margineanu

Montage

Mahi Rahgozar

Ton

Catherine Van Der Donckt

Musik

Zaki Ibrahim

Mit

Tsehai Tesfamichael, Abrehet Asefa, Tamara Mariam Dawit, Kibre Dawit, Tsion Dawit, Brutawit Dawit, Menbere Dawit, Ferkete Gebremariam, Ashenafi Kersma, Brur Gebrai

Produktion

Isabelle Couture; Katarina Soukup – Catbird Films

Kontakt

Rise And Shine World Sales

Porträt der Regisseurin Tamara Dawit

Tamara Dawit

Tamara Dawit ist eine 1980 in Kanada geborene Produzentin und Regisseurin. Sie lebt und arbeitet in Toronto und Addis Abeba. Dawit ist im Bereich Fernsehserien sowie Dokumentarfilm tätig und setzt sich allgemein für äthiopische Kultur ein. Sie ist Gründerin der Produktionsfirma Gobez Media, die sich besonders äthiopischen Filmen und äthiopischer Musik widmet. Sie produzierte u.a. Girls of Latitude (2008) und führte Regie bei dem Kurzfilm Grandma Knows Best (2014). Finding Sally, der 2020 beim Hot Docs Filmfestival in Toronto Premiere feierte, ist ihr erster langer Dokumentarfilm. Er erhielt beim Durban International Film Festival 2020 eine Nominierung für den Besten Dokumentarfilm.


Filme von Tamara Dawit
Grandma Knows Best 2014