Spielplan

Das alte Lied

Ula Stöckl

DE
1992
Spielfilm
82’
dt. OmeU
IFFF packt aus

Weihnachten in Dresden, 1990. Die ruhigen Kamerafahrten dokumentieren die dunkelbraunen Gemäuer, die so zerbrechlich wirken, als könnten sie die Last der Geschichte nicht mehr tragen. Die Stadt an der Elbe im kalten und verschneiten Winter unmittelbar nach dem Mauerfall bildet die Kulisse für die deutsche Wiedervereinigungsgeschichte als eine komplexe Familiensaga über Lebenslügen, Verrat, Liebe und Träume, vor dem Hintergrund der im Stöckl’schen Werk immer präsenten Frage nach (Un-)Möglichkeiten des Widerstands, der sich oft nur in der Fantasie entfalten lässt.

Nichts ist einfach in diesem Film, vor allem nicht die Figuren, die ihn tragen. Ilses Schwester Katharina kehrt nach 40 Jahren in Westdeutschland in ihre Heimatstadt Dresden zurück, um ihre alte Liebe Alf wiederzutreffen. Sie ist tüchtig und hart, aufopfernd und trotzdem ungerecht. Katharinas Bruder Rudolf begleitet sie und kümmert sich fürsorglich um seinen Neffen Karl, der im Rollstuhl sitzt und dessen in Köln aufgewachsene Tochter Sophie keine gemeinsame Sprache mit Alfs in der DDR groß gewordenen Enkelkindern findet. Alfs Traum von einem gerechten Sozialismus ist schon lange Geschichte geworden. Doch was wird aus der Liebe, die Katharina für ihn nach all den Jahren unbeirrt empfindet, obwohl er immer nur ihre Schwester Ilse wollte? Ilse, die als Sinnbild für Freiheit und Widerstand steht, die nur noch in Träumen und Erinnerungen der anderen existiert. Und die – falls Grischa Huber sie in diesem eigensinnigen Film von Ula Stöckl verkörpern soll – manchmal nachdenklich schaut, manchmal lacht und immer wieder das etwas andere, alte »Lied der Deutschen« singt.

Gast: Ula Stöckl

Regie / Buch

Ula Stöckl

Bildgestaltung

Rali Raltschev, Stefan Ivanov, Alexander Zlatev, Jens Kunkel

Montage

Monika Schindler, Doris Möhring

Ton

Hartmut Haase, Norbert Nestler

Musik

Alexander Kraut

Darsteller*innen

Lotte Meyer, Alfred Lübke, Rolf Dietrich, Dora Traudisch, Olaf Hörbe, Jeanne Richter, Michael Böhm, Peter Meining, Kristina Busch, Günter Kurze, Grischa Huber

Produktion

Filminitiative Dresden e. V., Basis-Film Verleih, Ula Stöckl Filmproduktion

Kontakt / Rechte

Basis-Film Verleih

Kopie

Deutsche Kinemathek

Porträt der Regisseurin Ula Stöckl

Ula Stöckl

Ula Stöckl ist Regisseurin, Drehbuchautorin, Filmproduzentin und Professorin an der University of Central Florida (UCF), Orlando. Ihr Werk umfasst 27 Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme. Sie war langjähriges Mitglied in den Auswahlgremien der Internationalen Filmfestspiele in Berlin und Venedig sowie beim Festival International de Films de Femmes in Sceaux (später: Créteil). 1999 erhielt sie den Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste für ihr Lebenswerk. Das alte Lied feierte Premiere beim Internationalen Forum des Jungen Films der Berlinale 1992 und wurde in demselben Jahr, neben zahlreichen internationalen Festivals, bei der Feminale in Köln gezeigt, die mit dem Dortmunder Festival femme totale als Vorgänger des heutigen IFFF Dortmund+Köln gilt.


Filme von Ula Stöckl (Auswahl)
Die Widerständigen »also machen wir das weiter …« 2014, Die wilde Bühne 1993, Der Schlaf der Vernunft 1983/84, Eine Frau mit Verantwortung 1978, Erikas Leidenschaften 1976, Ein ganz perfektes Ehepaar 1974, Sonntagsmalerei 1971, Geschichten vom Kübelkind 1969–1971 (mit Edgar Reitz), Neun Leben hat die Katze 1968, Antigone 1964