Copa 71
Rachel Ramsay, James Erskine
»Why haven’t I seen this before?« In der ersten Szene von Copa 71 starrt die amerikanische Fußballnationalspielerin Brandi Chastain ungläubig auf ihr Tablet. Dort sieht sie Aufzeichnungen des ersten internationalen Frauenfußballturniers 1971 in Mexico City, Copa 71. Warum ist eine der am besten besuchten Frauensportveranstaltungen aller Zeiten in Vergessenheit geraten?
1970 fand das erste europäische Turnier in Italien statt; für Deutschland spielte der SC 07 Bad Neuenahr. Ein Jahr später traten in Mexiko internationale Teams aus Argentinien, England, Frankreich, Dänemark und Mexiko gegeneinander an. Dieses rein kommerzielle Unterfangen, das nicht von der FIFA unterstützt wurde, erwies sich als voller Erfolg, das 100.000 Zuschauer*innen in die Stadien lockte. Was ein Startschuss in den weltweiten Frauenfußball hätte sein können, fand jedoch keinerlei Unterstützung. Es sollte weitere zehn Jahre dauern bis zum nächsten internationalen Turnier. In Taipeh, Taiwan, wurde der SSG 09 Bergisch Gladbach 1981 Weltmeister. Dies war dann auch der Türöffner für die Gründung einer offiziellen Frauen-Nationalmannschaft 1982 in Deutschland – wohlgemerkt war Frauenfußball bis 1970 offiziell verboten. Daher ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass eine weitere Dekade verging bis zum ersten FIFA Women’s World Cup in China. Hier schoss Brandi Chastain den entscheidenden Elfmeter, der den USA half, den World Cup nach Hause zu tragen.
Der Film präsentiert Archivmaterial des Turniers sowie Interviews mit den damaligen Spielerinnen, beeindruckende Persönlichkeiten, die in lebhafter Art und Weise von den Abläufen der Vorbereitungen und des Turniers selbst erzählen. Ein drohender Streik der mexikanischen Spielerinnen wegen schlechter Bezahlung setzte das Turnier ebenso unter Druck wie die hochangespannte Stimmung zwischen den Teams, eine Spannung, die bis heute im Kinosaal spürbar ist.
In Dortmund anschließend Gespräch mit Petra Landers, ehemalige Deutsche Nationalfußballspielerin. Moderation: Kira Kosthorst, Journalistin
In Kooperation mit dem Deutschen Fußballmuseum, Dortmund
Rachel Ramsay
Die Nachrichtenjournalistin Rachel Ramsay kam über ihre journalistische Tätigkeit für CNN, BBC World Service und The New York Times zur Filmproduktion und schließlich zur Filmregie. Zusammen mit James Erskine produzierte Ramsay verschiedene Streamer-Dokumentarserien über Sport, darunter die Fußballdoku The End of the Storm (2020), This is Football (2019), Sachin: a Billion Dreams (2017) und Le Mans: Racing is Everything (2017). Copa 71 ist ihr erster Kinofilm in Co-Regie.