Panorama

Panorama

THESE DAYS
I’VE BEEN OUT WALKING
I DON’T DO TOO MUCH TALKING THESE DAYS
THESE DAYS
THESE DAYS I SEEM TO THINK A LOT
ABOUT THE THINGS THAT I FORGOT TO DO
AND ALL THE TIMES I HAD
A CHANCE TO
I’VE STOPPED MY RAMBLING
I DON’T DO TOO MUCH GAMBLING THESE DAYS
THESE DAYS
THESE DAYS I SEEM TO THINK ABOUT
HOW ALL THESE CHANGES CAME ABOUT MY WAYS
AND I WONDER IF I’D SEE ANOTHER
HIGHWAY
NICO, CHELSEA GIRLS, 1967, WRITTEN BY JACKSON BROWNE

Nichts ist so beständig wie der Wandel! Und bewegte Zeiten erfordern besondere Filme. Speziell, eigenwillig, anders. Jeder Film für sich nimmt eine Haltung ein, hat einen Standpunkt, schärft den Blick auf die Gesellschaft. Unabhängige und widerständige Figuren aus der Welt der Musik, die sich trotz widriger Umstände behaupten, zeigen das Biopic Nico, 1988 von Susanna Nicchiarelli und die Roadmovie-Doku Parallel Planes von Nicole Wegner. Mit ausgeprägtem Sinn für die Würde und Autonomie ihrer Protagonisten beweist draußen von Tama Tobias-Macht und Johanna Sunder-Plassmann, dass ein Dokumentarfilm über Obdachlose immer noch eine Notwendigkeit ist. Die Regisseurinnen tauchen in die Welt derer ein, die draußen leben, und schaffen eine sehr eindrückliche Wirklichkeit. Leise und niemals voyeuristisch filmen sie jedes noch so kleine Detail – und plötzlich hat alles eine Bedeutung.
Ebenfalls dem alltäglichen Leben gewidmet ist Eliane Rahebs Film Those Who Remain. Ihr gelingt es, einen Alltag zu zeigen, der von einschneidenden politischen Veränderungen bestimmt ist – jenseits der sensationsheischenden Krisenbilder, die die Medien dominieren.
Trotz aller Fortschritte, die im letzten Jahrhundert erreicht wurden, gehört Sklaverei immer noch nicht der Vergangenheit an. Bernadett-Tuza-Ritters A Woman Captured ist das Porträt von Marish, die für eine Familie in Budapest arbeitet, die sie wie eine Leibeigene behandelt. Eines Tages hält Marish es nicht mehr aus und fasst einen folgenschweren Entschluss. Die Präsenz der Kamera beeinflusst den Lauf der Dinge und die Begegnung zwischen Filmemacherin und Protagonistin wird beider Leben verändern.
Das Filmemachen als Intervention wird in El Pacto de Adriana für Lissette Orozco zum Spagat: Die Position der Regisseurin als Nichte der Protagonistin und die sich daraus ergebenden Konflikte im Laufe der Dreharbeiten werden thematisiert. Lange unter Verschluss Gehaltenes kommt ans Licht und es spiegelt sich darin wieder, wie die gewaltvolle Geschichte Chiles die Gegenwart durchdringt. Schicht für Schicht arbeitet Lisette sich voran, und je weiter sie vordringt, desto mehr wird das Private ungewollt politisch.
Mit einem Wendepunkt in der nationalen Geschichtsschreibung und seinen Resonanzen in der Gegenwart befasst sich auch Waldheims Walzer von Ruth Beckermann, während Im freien Fall von Susanne Schüle und Elena Lavina die Folgen politischer Umwälzungen von der Peripherie her betrachtet. Mit sehr gegensätzlichen Herangehensweisen werfen die Filme Die neuen Kinder von Golzow von Simone Catharina Gaul und Poor People Relax Me von Clara Winter die Frage auf, wie in der heutigen, globalisierten Welt Kulturen aufeinanderprallen und wer von Migrationsbewegungen profitiert.
Auch hier zeigt sich wieder: Verschiebungen, Entwicklungen, Veränderungen ermöglichen neue Perspektiven und ungewöhnliche Herangehensweisen eröffnen uns Welten, die sonst verborgen bleiben würden.
_Nicole Rebmann

Those Who Remain

Eliane Raheb

LB / AE
2016
Dokumentarfilm
95’

Haykal lebt in Al Shambouk, in einer der höchsten Bergregionen Libanons, nur wenige Kilometer von Syrien entfernt. Ein Territorium, das […]

Waldheims Walzer

Ruth Beckermann

AT
2018
Dokumentarfilm
93’

»Waldheim nein, Waldheim nein!«, skandiert eine Menschenmenge 1986 im Zentrum von Wien. Ruth Beckermann war eine der Aktivist*innen, die die […]