Waldheims Walzer

Waldheims Walzer

Ruth Beckermann

AT
2018
Dokumentarfilm
93’
Panorama

»Waldheim nein, Waldheim nein!«, skandiert eine Menschenmenge 1986 im Zentrum von Wien. Ruth Beckermann war eine der Aktivist*innen, die die Wahl des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim zum österreichischen Bundespräsidenten verhindern wollten, und begab sich mit Kamera und Mikrophon hinein in die Abgründe der österreichischen Seele. Mehr als 30 Jahre später analysiert sie mit ihren eigenen Bildern und mit einer Fülle an Archivmaterial diesen Wendepunkt der Nachkriegsgeschichte: den Zusammenbruch der österreichischen Lebenslüge, erstes Opfer der Nazis gewesen zu sein. Waldheims Walzer zeigt die Mechanismen der Mobilisierung hetzerischer Gefühle – damals wie heute.

»In Waldheims Walzer arbeite ich ausschließlich mit Archivmaterial, das ich heute betrachte und analysiere. […] Ich denke, man kann nach einem Film, der historisch bleibt, viel besser über das Heute sprechen als bei einem Film, der die damaligen Protagonisten als ältere Männer befragt, die in ihren Erinnerungen schwelgen. Ich sage bewusst ›Männer‹, weil es ein Film ist, in dem nur Männer vorkommen, auch etwas, was heute anders wäre. Die Protagonisten sind alle Väter und Söhne. […]
Es war keineswegs mein Plan, dass Waldheims Walzer aus österreichischer wie auch aus internationaler Sicht so sehr an politischer Aktualität gewinnt. Lieber wäre mir, die politische Situation wäre eine andere. Gerade im Lichte von Fake News betrachte ich diesen Film aber als eine Manifestation dafür, dass solche Dokumentarfilme […] in Kinos gezeigt werden müssen, um den Menschen einen Ort zu bieten, wo sie zusammenkommen und darüber diskutieren können, was heute los ist. Analytische Filme haben ihre Wichtigkeit. Heute vielleicht mehr als in den letzten Jahrzehnten.«
– Ruth Beckermann


Preise für ›Waldheims Walzer‹
Glashütte Documentary Award – Berlinale 2018

Regie / Buch / Produktion

Ruth Beckermann

Montage

Dieter Pichler

Sounddesign

Manuel Grandpierre, Rudolf Pototschnig

Kontakt

Ruth Beckermann Filmproduktion

Porträt von Ruth Beckermann vor einer weißen Wand.

Ruth Beckermann

Ruth Beckermann, geboren 1952 in Wien, ist eine vielfach ausgezeichnete und international bekannte österreichische Filmemacherin und Autorin, die sich auf Dokumentarfilme mit politischen oder historischen Hintergründen spezialisiert hat. Neben ihrer Tätigkeit als Regisseurin unterhielt sie sieben Jahre lang einen Filmverleih, hatte anschließend Lehrstellen an mehreren Universitäten inne und arbeitet seit der Jahrtausendwende auch an Installationen und Ausstellungen.


Filme von Ruth Beckermann (Auswahl)
Waldheims Walzer 2018 | Die Geträumten 2016 | Those Who Go Those Who Stay 2013 | American Passages 2011 | Zorros Bar Mizwa 2006 | Homemad(e) 2001 | Jenseits des Krieges 1996 | Nach Jerusalem 1990 | Die papierene Brücke 1987 | Wien retour (mit Josef Aichholzer) 1983