Unverhofft sind sie plötzlich da, mitten in der Innenstadt, an Kaufhaustüren, Ampeln, in der Fußgängerzone. Sie stehen, liegen, kauern: Fremdkörper, unförmige Kreaturen in engen Kokons aus gestricktem Patchwork. Die Patchworkstruktur der Kokons besteht aus allzu vertrauten Fragmenten, mutet fast heimelig an – Ringelstreifen, Norwegermuster, Rippen, Bündchen und sogar der klassische Rollkragenhals sind zu erkennen. Und doch könnten die Figuren nicht befremdlicher wirken. Wie Außerirdische, in mysteriöser Mission auf der Erde abgesetzt und in der Zeit eingefroren, erstarrt. Oder nicht? War das ein leichtes Wanken? Weitete sich da ein Brustkorb? Zittert dort drüben ein Unterarm?
Obviously, She’s Looking for Someone verbindet einige zentrale Elemente aus dem Werk der Marburger Künstlerin Susanne Dilger: die direkte Auseinandersetzung mit dem Publikum, das Spiel mit rätselhaften Formen und Objekten und Wolle als ein bevorzugtes Arbeitsmaterial. Mit ihrer Intervention im Stadtraum im Rahmen des IFFF Dortmund+Köln wirft Dilger Fragen auf und fordert die Passant*innen auf eine unaufdringliche Weise heraus. Ist es zulässig, bei den Figuren zu verweilen, zu beobachten, zu ergründen? Oder lässt man die Irritation schnell hinter sich und geht lieber zielstrebig seiner Wege? (JF)

Filmreihe Kaleidoskörper