Kurzfilmprogramm: Polyversum Super 8
Ich erinnere mich noch, wie ich auf dem grandiosen Open Air Filmfest Weiterstadt, das in den 80er Jahren noch ein reines Super-8-Festival war, in der Sommerhitze schmorte und dann abends Die Geschichte der heiligen Veronika sah. Mir fiel die Kinnlade runter – so viel herrlich frischer, gemeiner Punk, so viel Verkleidung und Elvis und Jesus und Spaß in Hinterbayern. Wow! Diesen und mehr Filme habe ich ausgegraben, reaktiviert, teilweise extra schnell noch digitalisieren lassen, da die Originale, immerhin zwanzig bis dreißig Jahre alt, auseinanderzufallen drohen. Der weiße Prinz, auch so ein Knaller! Der wildeste Ritt durchs Indianerland, durch öde Frühstückssteppen mit Gummistiefeln und Gummischwanz auf der Pirsch nach Indianern, sich verrenkend in lustvollen Stunden mit NIEMAND, und das alles, während sie auf den weißen Prinzen wartet.
Jucy Lordan wartet nicht darauf, dass jemand sie mit einer scharfen Karre ausführt, und sie ist auch mit Ü40, ganz anders als Lucy Jordan, durchaus fähig, ihren Chili selber zu säen und durchs Polyversum zu jetten. Reisen durch Deutschland, Teil 1 ist einfach genau das: ein kurzer Trip durch Erntefelder in Ost und West. In Tauchmetamorphing morpht Judith sich von dünn und nackig in einen Taucheranzug … ready to swim.
Jetzt in den 2000ern: Azucena, die ich nur virtuell kenne (wir tauschen auf Facebook Rezepte – nicht zum Kuchenbacken, sondern zum Filmentwickeln!), lebt in São Paulo und nimmt uns in selbstentwickeltem Schwarz-Weiß mit auf eine geschäftige Reise durch einen wunderbaren brasilianischen Moloch, der von einem unregelmäßigen Takt getrieben wird. Martha aka Cherry Kino lebt vorübergehend in einem finnischen Wald und filmt – logisch – die Bäume, entwickelt in Kaffee, fixiert in Meerwasser, in biologisch unbedenklichen Zutaten, weil sie sich im Wald so geborgen fühlt und das für angemessen hält. Ist das nicht wunderschön?
Deborah schaut auf ihre Straße, jeden Tag, bis sie ausziehen muss. Dorit schaut auf ihre Blumen, jeden Tag, kontrolliert ihr Wachsen und summt mit den Bienen. Dagie und Ramona beamen sich auf die falschfarbene Venus, wundern sich über Kühe und verteilen Liebe.
Bis hierhin liest sich alles sonnig und blumig. Das sind wir auch, aber wenn uns einer krumm kommt, dann kriegt er auch schon mal eins übergezogen, wie der fiese Alien in Schraube, wo drei Astronautinnen in ihrem kleinen, hochmodernen Papp-Raumschiff herumfliegen und sich begeistert auf die Oberfläche beamen, leider aber an einen paranoiden, waffenvernarrten Psychopathen und Pussy-Grabber geraten. So muss das. Jungen aus den Pariser Vorstädten spielen mit Wassersäulen, Mädchen aus bürgerlichem Milieu fliegen in ihren bunten Sommerkleidchen wie Schmetterlinge von Baum zu Baum, Binsenhalme biegen sich im Wind. Durch den Zeitraffer ziehen die Sonnenstrahlen über die Buddhastatue im Garten. In der Hängematte liest die Kamera im Buch mit. Helga und Milena, zwei Filmerinnen, die konsequent ihre Filme in der Kamera schneiden und ihnen keinen zusätzlichen Ton geben, kommen ganz nah an ihre Objekte, und wir tauchen mit ein in den Sommer, in die Stimmung, in ihre Welt. Und dann tanzt Erika den Michael Jackson. Mit Gegenwind. Über Autos. Einfach nur geil. Habt Spaß!
– Dagie Brundert
Alle meine Blumen
Dorit Kiesewetter
Binsen
Helga Fanderl
Brunnen
Helga Fanderl
Fontanestr.
Deborah Phillips
Fünf Ahoi
Frigga Horstmann
Die Geschichte der heiligen Veronika
Vroni und Vroni
Get Up, Jucy Lordan
Dagie Brundert
Kiwi
Martha Jurksaitis, Cherry Kino
Mädchen
Helga Fanderl
Reisen durch Deutschland – Teil 1
Khani Kahnert
Schraube
Hanna Nordholt und Fritz Steingrobe
Silva Shade
Martha Jurksaitis, Cherry Kino
SP
Azucena Losana
Stucky Bumaye!
Erica Stucky
Tauchmetamorphing
Judith Lewis
Und sie dreht sich doch!
Milena Gierke
Venus
Die Sandgeborenen (Dagi Brundert und Ramona Welsch)
Der weiße Prinz
Eva Bertram