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Erstmals auch am Festivalstandort Dortmund: begehrt! – filmlust queer

Wenn das IFFF Dortmund+Köln vom 18.-23. April rund 130 Filme, internationale Filmemacher*innen und weitere Gäste einlädt, ist erstmals in Dortmund auch die Sektion begehrt! filmlust queer zu sehen, bei der LGBTQI*-Themen und Charaktere im Mittelpunkt stehen.

Fünf aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme und zwei Kurzfilmprogramme beschäftigen sich in diesem Jahr unter dem Stichwort »Bewegungen der Suche« mit Menschen und Themen aus der LGBTQI*-Community. Die Filme der Sektion beschreiben dabei Momente des Suchens: Nach den richtigen Fragen, Geschichten und zu knüpfenden Verbindungen.

„Die queeren Filme, die wir in diesem Jahr zeigen, transformieren vielleicht eine Welt außerhalb des Kinoraums. Sie verschieben auf jeden Fall Erzählmuster und tradierte Bilder. Das könnte die Arbeit eines Queer Cinema sein – nicht aufzuhören zu suchen und immer in Bewegung zu bleiben.“ (Natascha Frankenberg, Kuratorin)

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Alltagsbeobachtungen stehen im Zentrum von Su Friedrichs neuen Dokumentarfilm Today (USA 2022). Über mehrere Jahre trägt sie Momentaufnahmen zusammen: das Leben in Bedford-Stuyvesant, Nachbarschaftsfeste, der Verlust geliebter Menschen, Proteste im öffentlichen Raum. Beobachtungen mit der Kamera, die dem Aufruf nachgehen, im Moment zu leben. Su Friedrich ist seit dem Beginn ihrer Karriere Ende der 1970er Jahre eine der wichtigsten Regisseur*innen des amerikanischen Avantgardefilms und des queer-feministischen Kinos.

Den queeren Freund*innenkreis ihres Kindes unter der Bolsonaro-Regierung porträtiert Coraci Ruiz in ihrem Dokumentarfilm Blooming on the Asphalt (BR 2022). Die Freund*innen sind damit beschäftigt, sich Räume zu organisieren, auf die Straße zu gehen und Möglichkeiten zur Versammlung zu schaffen – bis die Corona-Pandemie das erschwert.

Zwischen religiösen Riten, Arbeitsalltag und gemeinsamen Nächten bewegen sich die Protagonist*innen aus Wolf and Dog (PT / FR 2022), der die Geschichte von Teenagern auf der Azoreninsel mitten im Atlantischen Ozean erzählt. Die Bilder der Insel und ihrer Natur entwerfen zugleich einen Sehnsuchtsort und einen Ort der begrenzten Möglichkeiten. Surreal-sinnlicher Coming-of-Age mit starker Besetzung. Der erste Spielfilm der Dokumentarfilm-Regisseurin Cláudia Varejãos.

Chase Joynts Studie Framing Agnes (CA 2022) stellt das Format der Talkshow auf den Kopf und reagiert damit auf die anhaltende Faszination der Medien für transsexuelle Menschen. 1958 nahm die junge trans Frau Agnes an einer Studie der UCLA teil, mit dem Ziel einer geschlechtsangleichenden Behandlung. 2017 wurden weitere Akten ähnlicher Patient*innen gefunden. Chase Joynt nutzt in ihrer Studie Methoden des Re-Enactment und des genreübergreifenden Erzählens, um Menschen lebendig werden zu lassen, die Mitte des 20. Jahrhunderts das Geschlecht neu definierten.

Ein Großvater, der zunehmend seine Erinnerung verliert, eine Mutter, die wenig spricht, ein Bruder, der verschwunden ist: Das alles beschäftigt Mira, Protagonistin in Clara Sterns Breaking the Ice (AT 2022). Als mitten in der Saison mit Theresa eine neue Spielerin ins Team kommt, wird diese für die erfolgreiche Eishockeyspielerin und Kapitänin Mira eine wichtige Bezugsperson.

Auch in den Kurzfilmprogrammen Space is Quite a Lot of Things und Ties That Bind Us regiert die Vielfalt der filmischen Formen analog zu der der Geschlechter: Es geht um trans*futuristische Gemeinschaften, eine Welt ohne Gender mit jeder Menge Quallen, zersplitterte Körper, einen überraschend verlaufenden Junggesellinnenabschied und um Barbara Hammer, Pionierin lesbischer Experimentalfilme.