
Alle Special Screenings und Festival-Extras im Überblick

➢ KINO TO GO
➢ Best Practice mit Yasemin Şamdereli: SAMIA
➢ THE LONG ROAD TO THE DIRECTOR’S CHAIR – Dokumentarfilm über das erste Frauenfilmfestival in Deutschland
➢ IFFF packt aus
➢ Langzeitbeobachtung Frauenfußball: »FORMFRAGEN«
➢ Die lange Filmnacht: PRECIOUS. RARE. NOT FOR SALE.
➢ Stadtführung »Decolonize Dortmund«
➢ Stummfilme mit Live-Musik: »Framing the Archive«
➢ Festivalparty
Ein Festival wird erst durch viele Extras und Special Screenings so richtig komplett. Die Kürzungen und Nicht-Erhöhungen im Etat der Freien Szene machen es in diesem Jahr unmöglich, unsere Pläne voll umzusetzen. So entfällt schweren Herzens z. B. das Kölner Auswahlprogramm. Aber für Dortmund haben wir einiges auf der Palette. Im Folgenden geben wir einen Überblick, was unser Publikum neben den großen Festivalsektionen und Wettbewerben erwartet.
KINO TO GO: Ganz Dortmund wird zur Leinwand mit dem mobilen Festivalkino
Mit unserem mobilen Kino ziehen wir durch die City und zeigen Filme auf Fassaden. Wir präsentieren ein filmisches »Best-of« aller Festivalsektionen: Slapstick-Heldinnen aus Stummfilmen des Kinder- und Jugendprogramm; beeindruckende Animationen und punkige Musikvideos aus der Langen Filmnacht, Filme der Freien Szene Dortmund, preisgekrönte Kurzfilme aus dem Fokus und der Sektion begehrt! – filmlust queer sowie einer der allerersten Kurzfilme der 60er-Jahre aus weiblicher Hand: EINFACH von Claudia von Alemann. Dieses Programm macht Spaß und belebt die Innenstadt mit vielen, lauten, bunten, feministischen Bildern in Bewegung.
2. APR 20:30 Uhr, Start: Superraum, Brückstraße 64, Teilnahme: kostenlos, Info
Best Practice Internationale Koproduktionen mit Yasemin Şamdereli: SAMIA
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Yasemin Şamdereli ist 2025 Jurymitglied des Internationalen Spielfilmwettbewerbs. In gefeierten Filmen wie ALLES GETÜRKT oder ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND hebelt die gebürtige Dortmunderin mit klugem Humor Stereotype über Menschen aus Einwandererfamilien aus. Ihr aktueller Spielfilm SAMIA erzählt die Geschichte der somalischen Olympionikin Samia Yusuf Omar – ein einfühlsames und humorvolles Porträt einer toughen Sportlerin. Wie Tausende anderer Menschen riskiert sie ihr Leben für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Der Film wird als Best-Practice-Beispiel bei dem Panel zu internationalen Co-Produktionen im Fokus »Sehen lernen und verlernen. Film dekolonisieren« diskutiert.
5. APR 13:30 Uhr Panel Internationale Co-Produktionen, Superraum, Brückstraße 64, Info
5. APR 15:30 Uhr SAMIA Schauburg, Brückstraße 66, Info
Special: THE LONG ROAD TO THE DIRECTOR’S CHAIR
1973 fand das erste Internationale Frauenfilmfestival Deutschlands in Berlin statt. Die Regie-Pionierinnen Helke Sander und Claudia von Alemann hatten ein viertägiges Film- und Gesprächsprogramm für die sich im Aufbau befindende Frauenbewegung zusammengestellt. Es trafen internationale Filmemacher*innen aufeinander, die bis dato nichts voneinander wussten. Die norwegische Regisseurin Vibeke Løkkeberg war als Dokumentaristin dabei. Sie hat nun, 50 Jahr später, aus dem als verschollen geglaubten Material den Film THE LONG ROAD TO THE DIRECTOR’S CHAIR montiert. Dieses historisch so bedeutende Dokument zeigt Gespräche mit Filmemacher*innen über Themen wie Doppelausbeutung, selbstbestimmte Sexualität, die »Pille« und Gewalt. Ein Film über Kontinuitäten und Veränderungen, über unser filmisch-feministisches Erbe – ein Film über einen Aufbruch.
Die Initiatorin Claudia von Alemann, Stefanie Schulte-Strathaus vom Arsenal e.V. und die Dortmunder Filmschaffende Christiane Schäfer-Winkelmann, die Teilnehmerin des Festivals war, werden zu Gast sein. Ein Programm von »Arsenal on Location«.
In Kooperation mit Arsenal – Institut für Film- und Videokunst e.V.
Im Anschluss: Kurzfilmprogramm »Lines of Flight« mit Kurzfilmen der Protagonist*innen aus den Jahren 1966-1976.
6. APR 12:00 Uhr Roxy, Münsterstraße 95, Info
IFFF packt aus: DARÜBER SPRICHT MAN NICHT
Die Kuratorin Karola Gramann ist ins Archiv des IFFF Dortmund+Köln eingetaucht
Das über 10.000 Filme umfassende Festivalarchiv birgt Klassiker, historische Fundstücke und so manche Kuriosität. Für IFFF PACKT AUS erhält jedes Jahr eine Gastkuratorin eine Carte Blanche für ein Filmprogramm aus diesem Archiv. Karola Gramann ist feministische Filmwissenschaftlerin der ersten Stunde und hat als Kuratorin seit den 1970er ganz wesentlich an der Aufarbeitung der feministischen Filmgeschichte mitgewirkt. Sie hat für Dortmund den argentinisch-italienischen Spielfilm DARÜBER SPRICHT MAN NICHT von María Luisa Bemberg aus dem Jahr 1993 ausgepackt. Der Film erzählt die Geschichte einer kleinwüchsigen Frau, über deren sichtbares Anderssein in der Kleinstadt man nicht spricht. Unter dem von der Mutter errichteten Tabu wird die Heranwachsende in die Gesellschaft eingefügt, bis sie am Ende ausbricht, sich in ihrem Anderssein zeigt, und sich über alle Konventionen des Sprechens und Schweigens erhebt. Alejandra Podestá zeigt in diesem Film den Mut, sie selbst zu sein und wunderbar zu spielen. An ihrer Seite: Marcello Mastroianni!
5. APR 15:30 Uhr, sweetSixteen, Immermannstraße 29, Info
Die lange Filmnacht: PRECIOUS. RARE. NOT FOR SALE.
Eines der beliebtesten Formate beim Festival: Die Lange Filmnacht präsentiert zeitgenössisches feministisches Filmschaffen aus der ganzen Welt. Um etablierte Narrative auszuhebeln, braucht es couragierte künstlerische Positionen und ein emanzipatorisches Kino in manischen Zeiten wie diesen. Ob es um die Ausschlachtung von Natur und Arbeitskräften für den westlichen Wohlstand, um patriarchale Strukturen in Familie und Gesellschaft, um Care oder um Fragen zur
kulturellen Identität geht; häufig greifen dabei komplexe Mechanismen ineinander, die es zu entflechten gilt. Junge wie etablierte Filmemacher*innen und Künstler*innen begeben sich auf Spurensuche. Sie befragen Archivmaterial und Fundstücke, um Gegenerzählungen zu entwickeln, die ihren Protagonist*innen Luft zum Atmen und eine Stimme geben. Eindringlich, scharfsinnig, musikalisch – das sind die Beiträge wie GRANDMAMAUNTSISTERCAT, KASSIEREN, I LOOK INTO THE MIRROR AND REPEAT TO MYSELF, GIB MIR DEN STOFF u.v.a.
4. APR 20:00 Uhr, sweetSixteen, Immermannstraße 29, Info
Langzeitbeobachtung Frauenfußball: »Panorama Formfragen«
In den Panorama Formfragen ergänzen innovative Techniken und kreative Methoden die klassische Kinoerfahrung. In diesem Jahr ist dies eine Langzeitbeobachtung über 30 Jahre! Vier Dokumentarfilme von Aysun Bademsoy aus den Jahren 1995-2024 entfalten ein vielschichtiges Porträt der ehemaligen Fußballspielerinnen des BSC-Agrispor in Berlin-Kreuzberg. Wir sehen Frauen, die Suchende bleiben und Lebenswege, die generationsübergreifend geprägt werden.
4. APR 13:00 Uhr sweetSixteen, Immermannstraße 29, Info
Stadtführung: »Decolonize Dortmund«
Das Projekt »Decolonize Dortmund«, bestehend aus Schwarzen Menschen und People of Color, widmet sich der Aufarbeitung von Dortmunds kolonialer Vergangenheit. Historische Verbindungen und koloniale Kontinuitäten der Stadt, die im Verborgenen liegen, werden durch sorgfältige Recherchen sichtbar gemacht. Das Projekt hat einen Stadtrundgang und einen Audiowalk entwickelt. Im Rahmen des Festivals lädt der Historiker und Kurator Fidel Amoussou-Moderan zu einer Tour in den Dortmunder Fredenbaumpark ein. Dort wird er die Geschichte jenes Ortes erläutern, an dem Carl Hagenbeck Ende des 19. Jahrhunderts afrikanische Menschen ausstellte. www.decolonizedortmund.de
6. APR 11:30 Uhr, Start: sweetSixteen, Immermannstraße 29, Teilnahme: kostenlos, Info
Stummfilme mit Live-Musik: »Framing the Archive«
Schwarze Schauspieler*innen aus dem frühen Stummfilm treten in einen Dialog mit feministischen Perspektiven von heute. Bis in die 1960er-Jahre konnten People of Color nur Zugang zum Mainstream-Kino erreichen, wenn sie sich in Aussehen und Verhalten weißen Erwartungen anpassten. Gleichzeitig drückten Josephine Baker
oder die Komödiantinnen Minnie Devreaux und Bertha Regustus mit ihrem überragenden Talent vielen Filmen ihren Stempel auf. Auch die Pionierinnen des indischen Kinos pushen in der Rolle von mächtigen Göttinnen die Handlung. Inwieweit sie sich von Klischees emanzipierten und uns dazu anregen können,
Schwarzsein auf differenzierte Weise zu überdenken, erläutern Marnie Gracia Mommertz, Terri Frances, Alison Starr und Iyesha Geeth Abbas.
Live begleitet werden die stummen Kurzfilme und Fragmente von Raissa Mehner (E-Gitarre) und Hugette Tolinga (Percussions).
6. APR 16:00 Uhr, sweetSixteen, Immermannstraße 29, Info
Festivalparty mit CuteFM
CuteFM, das Kollektiv für Musik und Visuals, besteht aus sechs Freund*innen, die ihre künstlerischen Interessen auf der Bühne und in ihren visuellen Arbeiten verbinden. Signature sounds des Kollektivs ist die genreübergreifende Musik, die von einem einfachen Prinzip geleitet wird: Hauptsache süß!
Mit Ben Joy, Cyril, Miu-Wah, Paraskevas, Sangavi und Sina.
4. APR 23:00 Uhr domicil, Hansastrasse 7-11, Info