Souad
Ayten Amin
Dieser Film ist für den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert. Stimmen Sie bitte nach dem Ansehen des Films ab.
Eine Übersicht mit allen nominierten Filmen finden Sie hier.
Souad, eine junge Studentin aus der Stadt Mansoura im nördlichen Nildelta zwischen Alexandria und Kairo, sucht Wege heraus aus der Unvereinbarkeit zwischen ihrem wachsenden sexuellen Verlangen und gesellschaftlichen Normen. Souad ist die Hauptidentifikationsfigur des Films und wird von Anfang dramaturgisch sowie durch die atmosphärische, dokumentarische Bildgestaltung als solche aufgebaut. Als Souad in der Mitte des Films wortwörtlich von der Bildfläche verschwindet, bricht die ägyptische Regisseurin Ayten Amin mit einem Tabu im zweifachen Sinne; einem filmischen und einem gesellschaftlichen. Diese überraschende Wendung nimmt der Geschichte und den Zuschauer*innen ihre Heldin und bringt gleichzeitig ein Thema auf die große Leinwand, das erst in den Jahren nach der Ägyptischen Revolution 2011 zum ersten Mal vermehrt in die Öffentlichkeit gelang. Souads Verschwinden wird zu einem offenen Geheimnis, vor dem selbst ihre Familie die Augen verschließt.
Der Film Souad spricht für Millionen von Jugendlichen im postrevolutionären Ägypten, die ihre prägendsten Jahre in einem politischen und ethischen Schwebezustand verbringen. Die nationale Depression, die Ägypten nach der wirtschaftlichen Krise unter Abd al-Fattah as-Sisi 2016 beschlich, und die nicht erst seit Mohamed Mursis Machtübernahme akute Erosion der Werte durch den konservativen politischen Islam, entlädt sich in Souad in einer einmalig authentisch dargestellten Form der latenten Hysterie, die die Fragilität eines ganzen Landes widerspiegelt. Doch Amin verharrt nicht in dem in Ägypten so verbreiteten Fatalismus, sondern schält eine zweite Figur aus der Erzählung: Rebab, Souads jüngere Schwester. Im zweiten Teil des Films begleiten wir die 13-Jährige auf ihrer Odyssee am Mittelmeer Alexandrias, die den Konflikt schließlich auflösen wird.
Ayten Amin
Ayten Amin wurde 1978 in Alexandria, Ägypten, geboren. Sie studierte Filmkritik bei der Egyptian Cinema Writers and Critics Association und anschließend Film im Art Lab der American University in Kairo. Ihr Abschlussfilm Her Man (2006) basierte auf einer Kurzgeschichte der ägyptischen Schriftstellerin Ahdaf Soueif und wurde beim Kurzfilmfestival Clermont-Ferrand in Frankreich und auf vielen weiteren Festivals gezeigt. Der Film Tahrir 2011: The Good, the Bad, and the Politician, den sie als Co-Regisseurin realisierte, wurde in Venedig uraufgeführt. Ihr Langfilmdebüt Villa 69 (2013) wurde auf dem Abu Dhabi Film Festival, in Malmö und in Cannes gezeigt.
Filme von Ayten Amin
Villa 69 2013 | Tahrir 2011: The Good, the Bad, and the Politician (mit Tamer Ezzat, Amr Salama und Ahmad Abdalla) 2011 | Rabie 89 2009 | Her Man 2006