Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul

Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul

Helga Reidemeister

DE
2009
Experimentalfilm
90’
Dortmunder Dokumentarfilmpreis

»Afghanistan und die Menschen dort haben mich spontan sehr berührt. (…) Das Beeindruckendste an den Menschen ist der ›aufrechte Gang‹, egal, ob da ein Bein ist oder keines. Die Menschen stehen so entschieden in ihrer Haltung und in ihrem Blick. Zum anderen ist es natürlich immens beeindruckend, so ein Land zu erleben, das seit 30 Jahren von Krieg betroffen ist und wo die Menschen eine enorme Überlebenskraft ausstrahlen, nicht kapituliert haben und auch nicht kapitulieren werden. Dieser Stolz, diese nie vorher gesehene Unbeugsamkeit. Das lässt mich nicht mehr los.«
– Helga Reidemeister

Hossein und Shaima lieben sich seit ihrer Kindheit. Als Halbwüchsige reißt sie der Krieg auseinander, im Kabul der 1990er-Jahre finden sie sich wieder. Die Armut zwingt Hossein, im Krieg zu kämpfen. Ein Granatsplitter verletzt ihn so, dass er querschnittsgelähmt ist. Kurz darauf wird Shaima als vierte Ehefrau an einen 40 Jahre älteren Mann verkauft und wird schwanger. Weil Shaimas Ehemann die Hälfte des vereinbarten  Brautgeldes schuldig bleibt, holt ihr Vater sie in die patriarchalische Enge seiner Familie zurück, in der sie mit ihrer inzwischen fünfjährigen Tochter noch heute lebt. Das hindert die beiden Liebenden nicht, sich gegen den strikten Willen ihrer Familien so oft wie möglich zu sehen. In Bedrängnis und in Angst vor der drohenden Rache durch die männlichen Mitglieder beider Familien, die den strengen mittelalterlichen Stammesgesetzen folgen, versuchen Hossein und Shaima unter schwierigsten Umständen ihre Liebe zu leben. Der Film beschreibt einen Tabubruch mit ungewissem Ausgang. Wenn Armut und Krieg alle Mitmenschlichkeit beschädigt haben und die Familie das einzige soziale Band bedeutet, kann es kein persönliches Glück geben.


Auszeichnungen für ›Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul‹
Identity and Diversity Award, Ourense International Film Festival 2009 | Grand Prix du Festival ânûû-rû âboro, Festival international du cinéma des peuples New Caledonien 2009 | Prix Anna Politkovskaïa – Mellieur long-métrage documentaire, Festival International de Films de Femmes Créteil 2010

Regie / Buch

Helga Reidemeister

Bildgestaltung

Lars Barthel

Montage

Marzia Mete

Ton

Nic Nagel

Produktion

Zolan Solomun, Helga Reidemeister, Co-Produktion WDR Köln, SWR Baden-Baden

Kontakt

Basis Film

Portrait of director Helga Reidemeister

Helga Reidemeister

Helga Reidemeister, born in Halle an der Saale, studied art at Academy of Fine Arts in Berlin and film at the German Film and Television Academy Berlin (dffb). Politicised by the student movement; she was active as a social worker in the new housing development in Berlin‘s »Märkisches Viertel« from 1968 to 1973. It was here that her first film was made: Der gekaufte Traum (The Bought Dream) about a workingclass family. Many award-winning films were to follow – with subject matter such as children on cancer wards in Moscow, women in prison, peace activists and the withdrawal of Soviet troops from Berlin – until in 2002 she took off to Afghanistan where she made two documentaries: Texas – Kabul and Mein Herz sieht die Welt schwarz – eine Liebe in Kabul (War and Love in Kabul).


Films by Helga Reidemeister (Selection)
Texas – Kabul 2004 | Gotteszell – Ein Frauengefängnis 2001 | Im Leben bleiben 1999 | Lichter aus dem Hintergrund 1998 | Frauen in Schwarz 1997 | Rodina heisst Heimat 1992 | Aufrecht gehen. Rudi Dutschke – Spuren 1988 | Drehort Berlin 1987 | Mit starrem Blick aufs Geld 1983 | Von wegen Schicksal 1979 | Der gekaufte Traum 1977 | Wohnste sozial, haste Qual 1971