Gundermann Revier
Grit Lemke
»Das Revier hat uns beide ausgespuckt.
Du hast es einmal umgegraben.
Wir wollten was bewegen.«
Grit Lemke
Der Film beginnt mit einem langen Schwenk über ein gigantisches Loch
soweit das Auge reicht: die Gruben des Braunkohletagebaus in der Lau- sitz; und der Bagger fräst sich immer noch unaufhaltsam in die Erde. Gerhard Gundermann, Liedermacher und Rock-Poet, Revolutionär und Utopist malochte als Baggerfahrer in eben dieser riesigen Maschine. Ein charismatischer Typ mit Kanten: lässig, widerständig, mitreißend und bockig. Kompromisslos tritt er für seine Überzeugungen ein und eckt da- mit − trotz all des Erfolgs − sein Leben lang an. »Abgelehnt haben wir an ihm seine prinzipielle Eigenwilligkeit, das Nichteinfügen ins Kollektiv, Nichtverstehenwollen des Prinzips des demokratischen Zentralismus«, so ein SED-Parteisekretär. Nach der Wende, die nicht die Erfüllung von Idealen und Visionen bringt, wird er in westdeutschen Talkshows für seine Tätigkeit als IM gegrillt.
Die mit Gundermann befreundete Regisseurin Grit Lemke setzt sich zu ihm und ihrer gemeinsamen Heimat Hoyerswerda in Beziehung. In Gundermanns Revier verdichten sich innerdeutsche Zerrissenheit und globale Probleme vom Strukturwandel bis hin zur Klimakrise. Die aktuellen Interviews mit Zeitzeug*innen und das reiche Archivmaterial zeichnen ein komplexes Gesellschaftsporträt.
Grit Lemke
Aufgewachsen in Hoyerswerda, studierte Grit Lemke Kulturwissenschaft, Ethnologie und Literatur und promovierte in Europäischer Ethnologie. Bis 2017 arbeitete sie bei DOK Leipzig, zuletzt als Leiterin des Filmprogramms. Beim FilmFestival Cottbus ist sie Leiterin der deutschsorbischen Sektion. Sie ist tätig als Kuratorin, Dramaturgin, Autorin und Regisseurin. Sie wirkte als Co-Autorin unter anderem an den Drehbüchern zu Lenes Reise (2020) und Serbski son – sich sorbisch trauen (2002) mit.
Filme von Grit Lemke
Slide 1996 | Künftig zünftig 1994