Die Wolfsbaude

Vlčí bouda

Die Wolfsbaude

Věra Chytilová

CZ
1986
Spielfilm
92’
OmeU
2024

Elf Jugendliche, die ausgewählt wurden, um an einem besonderen Skikurs teilzunehmen, freuen sich zu früh. Nicht nur werden sie auf der abgelegenen Hütte durch eine Lawine von jedem Außenkontakt abgeschlossen, sondern es stellt sich auch heraus, dass mit den drei Skilehrer*innen etwas nicht stimmt. Unter dem Regime von »Daddy« inszenieren Dingo und Babeta gemeine Übungen, säen Zwietracht und hetzen die Kids gegeneinander auf. Essen wird rationiert, Schwachstellen werden entlarvt, Geheimnisse strategisch ausgeplaudert, einzelne werden willkürlich geächtet oder privilegiert. In perfiden Varianten drängen sie darauf, dass eine Person überzählig sei und von den anderen geopfert werden müsse. Die Jugendlichen sollen unter sich die Entscheidung über Leben und Tod fällen, erst dann können sie nach Hause zurückkehren. So verschiebt sich das Soziogramm der Gruppe ständig. Die nervenaufreibende Dynamik der Kamera und der beunruhigende Soundtrack verstärken den bösartigen Terror. Aus dem buchstäblichen Horror verschiebt sich der Film überraschend zu einer Science-Fiction-Story: Die Skilehrer*innen entpuppen sich als Aliens, die Menschen für eine bevorstehende Invasion testen. Chytilová seziert mit skurrilem Humor die Mechanismen von Unterdrückung und Manipulation in totalitären Systemen.

Content Hinweis

Regie

Věra Chytilová

Buch

Daniela Fischerová, Věra Chytilová

Bildgestaltung

Jaromír Šofr

Montage

Jiří Brožek

Sounddesign

Roman Hloch

Musik

Michal Kocáb

Darsteller*innen

Miroslav Macháček, Tomáš Palatý, Štěpánka Červenková, Jan Bidlas, Rita Dudušová, Irena Mrozková, Hana Mrozková usw.

Produktion

Filmové studio Barrandov

Kontakt

Národní filmový archiv

WWW

nfa.cz

Věra Chytilová

Věra Chytilová (1929–2014) war eine Schlüsselfigur der Tschechoslowakischen Neuen Welle. Sie studierte als erste Frau Regie an der Prager Film- und Fernsehschule der Akademie der Musischen Künste, schloss ihr Studium 1962 ab und drehte ihren Debutfilm Ein Sack voller Flöhe. 1966 spielte ihr zweiter Spielfilm Tausendschönchen eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung des tschechoslowakischen Kinos. Er stellte die Konventionen des Filmemachens in Frage. Die revolutionäre Satire über Doppelmoral wurde von der KP öffentlich kritisiert. Kurz nach dem Einmarsch des Warschauer Pakts in Prag am 21. August 1968 durfte Chytilová keine Filme mehr drehen und arbeitete unter dem Namen ihres Mannes weiter, primär an Werbespots. Fruit of Paradise feierte trotz des Berufsverbots 1970 Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes und in der Tschechoslowakei. 1976 wurde das Berufsverbot aufgehoben. Danach drehte sie mehr als 20 Arbeiten für Film und Fernsehen.


Filme von Věra Chytilová
Hezké chvilky bez záruky 2006 | Vyhnáni z ráje 2001 | Kalamita (Kalamitäten) 1980 | Ovoce stromu rajskych jíme (Fruit of Paradise) 1969 | Sedmikrásky (Tausendschönchen) 1966 | O něčem jiném (Von etwas anderem) 1963 | Pytel blech (Ein Sack voller Flöhe) 1962 | Strop (Die Decke) 1961