Die Lebenden
Barbara Albert
»Ich wollte Zusammenhänge hinterfragen, nicht Buße für alte Schuld einfordern. Nicht das Wiederkauen der alten Schuld war mir ein Anliegen, nicht der Versuch, das Grauen 1:1 zu zeigen, sondern eine ganz neue Fragestellung hat mich beschäftigt: Wo liegt unsere Verantwortung heute? Wo beginnt Menschenverachtung? Wo führt sie hin? Wer sind die Täter, wer die Opfer heute?«
– Barbara Albert
Sita ist 25, lebt in Berlin und studiert Germanistik. Eines Nachts landet sie im Atelier von Jocquin, einem israelischen Fotokünstler. Etwas an ihm berührt sie und sie kann ihn nicht so schnell vergessen, wie sie angenommen hatte. Auf dem 95. Geburtstag ihres geliebten Großvaters in Wien stößt sie zufällig auf ein Foto, das ihn in SS-Uniform zeigt. Da ihr Vater ihr jede Auskunft darüber verweigert, forscht sie auf eigene Faust nach. Ein Dokument in einem Wiener Archiv führt sie nach Polen, ein Erinnerungsfoto nach Warschau. Dort findet sie neue Hinweise und begegnet der politischen Aktivistin Silva. Als Jocquin, der ihr nach Warschau gefolgt ist, sich in Silva verliebt, flieht Sita zurück nach Wien. Bevor sie dort mit ihrem Großvater sprechen kann, stirbt der. Auf seiner Beerdigung begegnet Sita einem Onkel, der Videoaufnahmen besitzt, auf denen der Großvater über seine Zeit als SS-Wachmann spricht. Als sie die Bänder sichtet, verstrickt sie sich noch tiefer in die abgründige Familiengeschichte.
Die Lebenden ist die autobiografisch inspirierte Geschichte einer Frau und erzählt von Heimatlosigkeit und Selbstfindung, von Hoffnung und Verantwortung.
Barbara Albert
Barbara Albert, 1970 in Wien geboren, studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Publizistik und danach Regie und Drehbuch an der Wiener Filmakademie. Ihren international erfolgreichen Kurzfilmen folgte der Debütspielfilm Nordrand (1999). Barbara Albert ist Mitbegründerin der Produktionsfirma coop99. Sie fungierte mehrfach als Ko-Autorin und schrieb unter anderem das Drehbuch zu Auswege (2003). Bei Fallen, der 2007 im Dortmunder Festival-Wettbewerb lief, war sie Autorin, Regisseurin und Produzentin. Daneben war und ist sie Gastprofessorin und Lektorin an mehreren Hochschulen wie der ifs internationale filmschule köln und der Wiener Filmakademie. Seit 2010 lebt Barbara Albert in Berlin.
Filme von Barbara Albert (Auswahl)
Fallen 2006 | Mars 2004 | Böse Zellen 2003 | Nordrand 1999 | Slidin’ – Alles bunt und wunderbar 1998 | Die Frucht Deines Leibes 1996 | Twinni 1994 | Ich lass’ mir meinen Tod nicht nehmen 1994 | Nachtschwalben 1993 | … und raus bist Du 1992 | Der anderen eine Grube gräbt 1991