Cow
Andrea Arnold
»Im Schnitt wiederholte ich immer wieder unwillkürlich: ›Ich sehe dich, Luma. Keine Sorge Luma, wir sehen dich.‹ Ich bin mir nicht sicher, ob irgendein Bauernhoftier sich wirklich gesehen fühlt. Und ich fragte mich, was das für Lumas Existenz bedeutet.« – Andrea Arnold
Der arbeitsame Alltag der Kuh Luma wird bestimmt von einem festen Rhythmus: warten, den Weg zur Melkstation zurücklegen, gemolken werden, fressen. Luma gleicht darin einer Arbeiterin, die englische Farm, auf der sie gehalten wird, einer Fabrik. Neben vielen weiteren Kühen sind auch Menschen anwesend, die, nicht ohne unverbindliche Freundlichkeit, den Tages- und Arbeitsablauf der Tiere regeln.
Vier Jahre bleibt die Kamera in Cow stetig und unmittelbar an Luma dran. Dabei werden wir Zeug*innen der einfachen und grausamen Gleichung, dass die ›Milchkuh‹ Luma nur dann Milch gibt, wenn sie ein Junges zur Welt bringt, das man ihr dann wegnehmen wird. Nach ihrer ersten Geburt verfolgen wir auch die nächsten Stationen ihres Kalbs. Ohne dass Luma vermenschlicht würde, gibt es doch in keinem Moment dieses zärtlichen Porträts Zweifel daran, dass sie Gefühle hat und das Geschehen um sich herum bewusst wahrnimmt: Das sind viele beschwerliche und zutiefst tragische Momente, wir sehen und spüren ihre Fassungslosigkeit angesichts dessen, was ihr angetan wird, und wie sich dagegen Widerstand regt. Aber sie erlebt auch Momente von Glück und Zufriedenheit, etwa wenn sie ausgelassen das erste Mal auf die Frühlingsweide trabt.
In Kooperation mit dem Gleichstellungsbüro der KHM
Gast: Magda Kowalczyk (DoP) (angefragt)
Dieser Film ist für den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert. Bitte stimmen Sie ab, nachdem Sie den Film gesehen haben.
Eine Übersicht mit allen nominierten Filmen finden Sie hier.
Andrea Arnold
Andrea Arnold begann ihre Karriere mit 18 Jahren als rollerskatende Moderatorin der britischen Kindersendung No 73, bevor sie in Los Angeles Regie am American Film Institut studierte. Bereits mit ihrem ersten Kurzfilm Milk gewann sie zahlreiche Auszeichnungen, für Wasp erhielt sie 2005 einen Oscar. Andrea Arnold blickt auf ein herausragendes Spielfilm-Œuvre: Bereits ihr erster Langfilm, der Thriller Red Road (2006), gewann den Preis der Jury in Cannes, zwei weitere ihrer Arbeiten – Fish Tank (2009) und American Honey (2016) – erhielten dieselbe Auszeichnung. Fish Tank wurde zudem 2010 mit dem British Academy Award als bester britischer Film des Jahres ausgezeichnet. Cow ist Arnolds erster Dokumentarfilm.
Filme von Andrea Arnold (Auswahl)
Big Little Lies 2019 | American Honey 2016 | Wuthering Heigths 2011 | Fish Tank 2009 | Red Road 2006 | Coming Up 2003 | Wasp 2003 | Dog 2001 | Milk 1998 | Hotel Babylon 1996