Eine Exkursion zu den (essbaren) Wildkräutern im urbanen Raum
Die Natur erobert sich die Stadt zurück, heißt es. Man liest Berichte darüber, ist fasziniert; das vermeintlich Wilde, Unbekannte vermittelt wohl dosierten Nervenkitzel. Safari, Abenteuerlust. Und das vor der Haustür. Wildschweinrotten stromern durchs nächtliche Berlin, man hat diese Bilder vor Augen. Im Grunde aber ist es so, dass die Natur die Stadt niemals verlassen hat. Das gilt für Fauna wie für Flora. Manche Art scheint im urbanen Raum sprichwörtlich aufzublühen ‒ nicht nur in Parks und Grünanlagen. Breitwegerich, Franzosenkraut und Floh-Knöterich fühlen sich zu unseren Füßen ausgesprochen wohl. Und würde man diese Kräuter nicht zwischen Bordsteinkante und Gullideckel sammeln, sie würden den Speiseplan wirklich bereichern …
Im Anschluss an den erhellenden Spaziergang durch die urbane Wildnis wird ein Getränk gereicht: Ein Aufgesetzter auf Eichelbasis. Zugegeben, in puncto Bäume ist es eher die Birke als die Eiche, die wir im Stadtraum finden. Und doch gibt es gute Gründe, einen Blick auch auf die Letztgenannte zu werfen. Nicht nur, weil der Likör so lecker ist.
Wolfgang Kienast (Artist)
Wolfgang Kienast oder Martini oder Wolfgang Antonius Kienast, Graf von Roit zu Hoya, ist DJ in diversen angesagten Clubs der Region, Exkursionsleiter im Rahmen von Stadtführungen zu kulturhistorischen und soziokulturellen Themen, tritt gelegentlich als Bildender Künstler in Erscheinung und regelmäßig als Autor. Er schreibt sowohl fiktive Texte als auch Kolumnen, Reiseberichte und Reportagen. Im Straßenmagazin bodo erscheint seit Anfang 2011 monatlich seine Wildkräuterkolumne – ein Format, bei welchem er leichter Hand eine Brücke von gesellschaftlich aktuellen Diskursen über teils launige Fragestellungen im Zusammenhang mit Nahrung und Ernährung indigener Großstadtbewohner hin zu saisonal ausgerichteten Vorschlägen für das Kochen mit heimischen Wildkräutern schlägt. Zu seinen essbaren Lieblingspflanzen gehören Steinklee, Schafgarbe und Scharbockskraut. Die Eiche schätzt er aufgrund der zahlreichen Mythen, die sich um den multikulturell verehrten Baum ranken.