Podiumsdiskussion: For Those Who Can Tell No Tales

Podiumsdiskussion: For Those Who Can Tell No Tales

Jasmila Žbanić, Maša Hilcisin Dervišević, Vera Haag Arbenz, Helga Kirchner

Im Herbst 1992 – es ist mitten im Krieg in Bosnien – liest Monika Hauser von den unzähligen vergewaltigten Frauen. Sie liest, dass serbische Soldaten Hotels und Fabriken zu Bordellen umwandeln, in denen Frauen tage- oder monatelang gefangen gehalten werden. Sie ist schockiert von den Ereignissen. Gleichzeitig empört sie sich über die Art, wie die Medien über die Frauen berichten und sie so ein zweites Mal missbrauchen.«
medica mondiale

Der Film For Those Who Can Tell No Tales von Jasmila Žbanić schildert eine ganz ähnliche Erfahrung aus der Sicht der australischen Künstlerin Kym Vercoe, allerdings viele Jahre später. Als Vorfilm zeigen wir Personal Images:  Personal Semiotics of War von Maša Hilčišin-Dervišević. An die Filmvorführung schließt sich eine Diskussion an über den Umgang mit der schmerzlichen Geschichte der Frauen im Bosnienkrieg und wie die Betroffenen selbst, aber auch wir mit diesen Ereignissen umgehen. Denn immer wieder wird der Wunsch nach Vergessen formuliert. Aber kann sich die Menschheit von solchen Ereignissen befreien, ist das Gedenken an diese und andere Kriegsverbrechen heute noch notwendig? Diesen Fragen stellen sich die Filmemacherinnen Jasmila Žbanić und Masa Hilcisin-Dervisevic, sowie Vera Haag Arbenz, Referentin für die Region Südosteuropa bei medica mondiale. Moderiert wird die Debatte von Helga Kirchner (Journalistin).

Porträt von Jasmila Žbanić

Jasmila Žbanić

Jasmila Žbanić wurde 1974 in Sarajevo geboren, wo sie ihr Studium in Film- und Theaterregie an der Hochschule der Künste abschloss. Sie arbeitete u. a. als Puppenspielerin beim Bread and Puppets Theater in Vermont und als Clown in einem Lee Delong Workshop. Ihr Langfilmdebüt Grbavica wurde 2006 mit dem Goldenen Bären und vielen weiteren internationalen Preisen ausgezeichnet. Alle ihre Filme werden von dem von ihr gegründeten Künstlerverband Deblokada produziert. 2014 erhielt sie den KAIROS-Preis für herausragende kulturelle Leistungen.


Filme von Jasmila Žbanić
Airborn 2019 | One Day in Sarajevo 2014 | Love Island 2014 | For Those Who Can Tell No Tales 2013 | Na putu 2010 | Grbavica 2016 | Images From the Corner 2003 | Crvene gumene cizme 2000 | Noc je, mi svijetlimo 1998

Maša Hilcisin Dervišević

Maša Hilcisin Dervišević stammt aus Bosnien und lebt derzeit in Prag. Ihre Dokumentarfilme, die häufig soziale Fragen und Menschenrechtsthemen zum Inhalt haben, werden weltweit auf Festivals gezeigt. Auf dem IFFF Dortmund+Köln lief 2010 ihr Film Queer Sarajevo Festival.


Films by Maša Hilcisin Dervišević
A 2012 | Home 2012 | Queer Sarajevo Festival 2008 | Not If You Can But You Must 2006 | Vijecnica 1999

Vera Haag Arbenz

Vera Haag Arbenz studierte Soziologie und Volkswirtschaft an der Universität Zürich und arbeitete danach für eine Schweizer Nichtregierungsorganisation in Kirgistan. Anschließend leitete sie für eine Schweizer Stiftung Projekte
im Public Health Bereich in Tansania und Indien. Seit 2012 ist Vera Haag Arbenz Referentin für die Region Südosteuropa bei medica mondiale und betreut die Projekte in Bosnien-Herzegowina und Kosovo. Zusätzlich zu ihrem
Master in Soziologie erwarb sie 2012 einen Master in Non-Profit-Management an der Evangelischen Hochschule Darmstadt.

Helga Kirchner

Helga Kirchner begann ihre Karriere im Jugendfunk des WDR-Hörfunks, moderierte Radiomagazine wie das Morgen– und Mittagsmagazin, redigierte das Kritische Tagebuch, kommentierte in den ARD-Tagesthemen. Sie entwickelte die WDR-Funkhausgespräche und leitete bis zu ihrer Pensionierung zehn Jahre als Hörfunk-Chefredakteurin den Programmbereich Politik. Viele Jahre war sie Jurorin und Vorsitzende des Programmbeirats in der Civis-Medienstiftung für Kulturelle Vielfalt und Integration in Europa. Der Journalistinnenbund verlieh ihr im Jahr 2010 die Hedwig-Dohm-Urkunde.