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Unsichtbar – die Filme im Panorama

Die Dokumentar- und Experimentalfilme des Panorama verarbeiten unter dem Stichwort »Unsichtbar« frauenrechtliche und genderspezifische Themen. Denn auch Abwesenheit hinterlässt Spuren. Aber wie lässt sich das, was im Verborgenen geschieht, abbilden, greifbar machen? Eine 3D-Kamera für den Perspektivwechsel, Archivmaterial als Geschichtsdokument, neue Klänge für die unsichtbare Strahlung von Uran oder das nachgebaute Modell eines Ortes, an dessen Schrecken man sich nicht erinnern will, bilden dabei die Folie, vor der die Filme im Panorama gelesen werden.

Sechs lange Dokumentarfilme stehen auf dem Programm: Steffi Niederzolls Sieben Winter in Teheran (DE/FR 2023), der gerade seine vielbeachtete Uraufführung bei der 73. Berlinale feierte und mehrfach ausgezeichnet wurde. Laura Poitras lang erwarteter neuer Dokumentarfilm All the Beauty and the Bloodshed (USA 2022) über die aktivistische Arbeit der weltberühmten Fotografin Nan Goldin, die in den USA einen gigantischen Pharma-Skandal aufdeckte, feiert in Dortmund Festivalpremiere. Eine Wiederaufführung erfährt Nina Gladitz’ Zeit des Schweigens und der Dunkelheit (DE 1982), der das Ergebnis ihrer Recherche zu den Verstrickungen der Filmemacherin Leni Riefenstahl in NS-Verbrechen darstellt. Nataša Urbans Essayfilm The Eclipse (NO 2022) ist eine vielschichtige Reflexion über kollektive Erinnerung und persönliche Verantwortung im ehemaligen Jugoslawien, während Adeline Neary Hays mit Eskape (FR 2021) eigene Fluchterfahrungen nach dem Zusammenbruch des Khmer-Rouge-Regimes aus Kambodscha verarbeitet. In The Visitors (CZ/NO/SK 2022) von Veronika Lišková zieht Anthropologin Zdenka mit ihrer Familie nach Longyearbyen, die nördlichste Stadt der Welt, und trifft auf eine heterogene Gemeinde, die sowohl mit den sozialen Veränderungen als auch mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen hat.

Im Trainingsbergwerk Recklinghausen zeigt das Festival in Kooperation mit der Dokomotive den Experimentalfilm Sonne Unter Tage (DE 2022) von Alex Gerbaulet und Mareike Bernien mit anschließender Führung durch das Bergwerk. Die Diskussionsreihe Formfragen, die besonderen filmischen Formen und Formaten einen Raum gibt, fragt diesmal, was es bedeutet, filmisch innovativ zu arbeiten und welche Fragen digitale Möglichkeiten dem Kino stellen. Ausgangspunkt ist das 3D-Screening des Korrespondenzfilms A Woman Escapes (CA/TR 2022) von Sofia Bohdanowicz, Burak Çevik und Blake Williams.

Zum vollständigen Programm der Sektion.

Filmstill: Sieben Winter in Teheran (R: Steffi Niederzoll, DE/FR 2023)