Spielplan

Vatersland

Petra Seeger

DE / BE
2020
Spielfilm
118’
OF
Spot on, NRW!

Vatersland beginnt mit dem traumatischen Erlebnis des frühen Todes der Mutter der Regisseurin und erzählt mit viel Feinsinn den Weg der persönlichen Aufarbeitung und Selbstfindung. Als Dokumentarfilmregisseurin verwebt Petra Seeger Autobiografisches und Fiktionales; die alten Filmaufnahmen ihres fotografiebegeisterten Vaters werden so mit fiktiven Spielfilmszenen kombiniert, dass drei verschiedene Zeit- und Bildregister entstehen, die die Zuschauer*innen fast schon dialogisch am Prozess der Entstehung des Films teilhaben lassen.

Marie wächst im Köln der 1950er Jahre auf, geprägt von Katholizismus, Kernfamilie und einer krebskranken Mutter, die früh verstirbt. Mit Beate Klarsfelds berühmter Ohrfeige schwingt der Film um, die 68er-Ära wird eingeläutet und damit auch die Rebellion von Marie gegen die Institutionen Schule, Kirche, Vater. Mit viel rheinländischem Humor lässt Seeger Erinnerungen ihrer Jugend zwischen Konrad Adenauer und Kapitalismuskritik aufleben.

Mit seiner Fülle an Bildebenen, Amateuraufnahmen, Spielszenen und surrealen Metabildern ist dieser Film aber auch eine Hommage an die Kraft der Bilder. In einer Schlüsselszene begleitet die junge Marie ihren Vater in dessen Dunkelkammer, wo sie im Rotlicht stehend nicht nur in den Bann des Zaubers der Fotoentwicklung gezogen, sondern auch mit dessen sexueller Kodierung konfrontiert wird. »Mädchen gehören vor die Kamera!«, so ihr Vater. Das Machtverhältnis zwischen Sehen und Geschlecht wird zur subtilen Metaerzählung dieses Films über eine Generation, die zum ersten Mal dagegen rebellierte.

Gast: Petra Seeger

Dieser Film ist für den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert. Bitte stimmen Sie ab, nachdem Sie den Film gesehen haben. Eine Übersicht mit allen nominierten Filmen finden Sie hier.

Regie / Buch

Petra Seeger

Bildgestaltung

Hajo Schomerus

Montage

Aron Roos

Ton

Johan Maertens

Musik

Dietmar Bonnen

Darsteller*innen

Margarita Broich, Felizia Trube, Momo Beier, Stella Holzapfel, Bernhard Schütz, Matti Schmidt-Schaller

Produktion

Herbert Schwering, Christine Kiauk – COIN FILM

Coproduktion

Petra Seeger, Joachim von Mengershausen, André Sommerlatte, Sebastian Schelenz, FilmForm Köln, Velvet Films

Kontakt

W-film

WWW

wfilm.de

Porträtfoto der Regisseurin Petra Seeger

Petra Seeger

Petra Seeger ist seit 1979 als Regisseurin tätig. Zwischen 1982 und 1987 arbeitete sie auch als Regieassistentin für und Darstellerin in verschiedenen Spielfilmen in Berlin, darunter System ohne Schatten und Tarot von Rudolf Thome. Sie konzentrierte ihre Arbeit auf Dokumentationen und Filmporträts, vorwiegend für den Westdeutschen Rundfunk, und drehte viele lange Dokumentarfilme über Künstler, Schriftsteller und Filmemacher, unter ihnen Christoph Schlingensief, Peter Zadek und Wim Wenders. In einigen ihrer aktuellen Filme ist sie auch als Kamerafrau tätig. Im Jahr 1999 gründete sie die Produktionsfirma Petra Seeger Film, 2006 zusammen mit dem Produzenten Joachim von Mengershausen die Produktionsfirma FilmForm Köln. Vatersland ist ihr erster Spielfilm.


Filme von Petra Seeger
Eine Herzenssache 2010 | Auf der Suche nach dem Gedächtnis 2008 | Die Schiller-Gang 2001–2002 | 380° Afrika 1999 | Nikolaikirche Leipzig 1995 | Zwischen allen Stühlen 1993 | Ein Film kommt auf die Welt 1992