The Violators
Helen Walsh
Die 16-jährige Shelly lebt mit ihren Brüdern Andy und Jerome in einer Sozialwohnung in Cheshire. Sie ist den beiden mehr Mutter als Schwester. Der gewalttätige Vater sitzt im Gefängnis, die Geschwister haben eine traumatische Geschichte mit ihm. Mit kleinen Diebstählen verdient Shelly etwas Geld dazu, berauscht sich gelegentlich gegen die Trostlosigkeit ihres Alltags. Im Kredithai Mikey findet sie einen Sugar Daddy, der sie finanziell unterstützt. Rachel, ein Upperclass-Girl vom anderen Ende der Stadt, taucht aus dem Nichts auf, folgt Shelly mysteriöserweise und warnt sie vor Mikey. Da droht unerwartet die Entlassung von Shellys Vater aus dem Gefängnis. Die junge Frau gerät in Panik und sucht Schutz bei Mikey. Doch der will Gegenleistungen.
Während Helen Walsh von der Komplexität und Fragilität junger Sexualität erzählt, hält sie das Kräfteverhältnis ihrer Protagonist*innen beständig in Bewegung. Häufig nutzt sie die Handkamera, verzichtet auf künstliches Licht und bringt die Zuschauer nicht zuletzt auch mit ihrem feinen Gespür für Details (wie die heruntergekauten Fingernägel ihrer Hauptdarstellerin) dazu, Shellys triste Realität aus ihrer Perspektive wahrzunehmen. Das eindringliche, im postindustriellen Niemandsland angesiedelte Debüt erinnert an die Filme Andrea Arnolds.
Helen Walsh
1976 in Warrington geboren, brach Walsh mit sechzehn Jahren die Schule ab und ging nach Spanien, wo sie ihre ersten Kurzgeschichten über die Menschen schrieb, die ihr im Rotlichtbezirk von Barcelona begegneten. Zurück in Großbritannien, besuchte sie die Liverpool University, erhielt für ihre Bücher über Pornografie und Queer-Theorie zwei Stipendien und schloss mit Auszeichnung ab. Ihr Debütroman Brass gewann den Betty Trask Prize und wurde weltweit verlegt. Bisher schrieb sie vier Bücher, darunter einige Bestseller. Aktuell arbeitet sie an ihrem zweiten Spielfilm mit dem Arbeitstitel Boy.