Mustang
Deniz Gamze Ergüven
Es ist der letzte Schultag vor den Sommerferien in einem kleinen türkischen Dorf. Lale und ihre vier Schwestern sind auf dem Heimweg, mit ihren Klassenkameraden nehmen sie den Weg am Strand entlang. In ausgelassener Stimmung toben und albern die Mädchen herum, liefern sich auf den Schultern der Jungs eine Wasserschlacht und ziehen fröhlich weiter in die sonnendurchfluteten Obstgärten der Nachbarschaft, kichern und klauben Obst zusammen. Als sie zu Hause ankommen, werden sie von ihrer Großmutter erwartet und eine nach der anderen verprügelt. Eine Nachbarin will gesehen haben, wie sich die Mädchen anzüglich verhalten haben. Die Großmutter und der konservative Onkel, bei denen die Kinder aufwachsen, geben ihr recht, verbieten von nun an jeden Kontakt zur Außenwelt, das ehemals offene Haus wird abgeschottet. Ein Hauswirtschaftsprogramm, das sie zu Hausfrauen ausbilden und sie in das ›richtige‹ Rollenverhalten einweisen soll, bricht über die Mädchen herein. Jede Hoffnung auf eine Rückkehr zu ihrem vorherigen Leben schwindet, als die Großmutter beginnt, die passenden Ehemänner zu suchen. Mut und ein unbändiger Freiheitswille treibt die Schwestern an, unterschiedliche Widerstandsstrategien zu entwerfen.
Das kraftvolle und einfühlsame Debüt der türkisch-französischen Regisseurin ist in der betörenden Landschaft der türkischen Schwarzmeerküste entstanden. Hier inszeniert Ergüven in flirrenden Bildern ihre schnell als Drama erkennbare Geschichte um den Kampf gegen die Unterdrückung und Bedrohung der Weiblichkeit in einer von Männern geprägten Gesellschaft. Der Brutalität gesellschaftlicher Normen stehen jugendliches Aufbegehren und berührende Natürlichkeit gegenüber, in der Ergüven die Geschwister zeigt.
Auszeichnungen für ›Mustang‹
Nominierung als bester fremdsprachiger Film – The Oscars 2016 | LUX-Filmpreis des Europäischen Parlaments 2015 | Bester Nachwuchsfilm – Europäischer Filmpreis 2015