Millis Erwachen

Millis Erwachen

Natasha A. Kelly

DE
2018
Dokumentarfilm
47’
Fokus

»Dresden, circa 1910-11. Nackt auf einem Sofa im Studio des Malers Ernst Ludwig Kirchner liegt ›Milli‹. Der Künstler liebt es, ihre Umrisse einzufangen. Das Ergebnis ist das Gemälde ›Schlafende Milli‹ (1911). Kirchners erotisierender und exotisierender Blick auf sein Modell ist alles, was von ›Milli‹ geblieben ist (falls das wirklich ihr Name war). ›Milli‹ ist stumm, aber das Bild spricht Bände darüber, wie schwarze Frauen zu anonymen Objekten der Begierde degradiert wurden. Es ist ein Beispiel einer jahrhundertelangen Geschichte der Schwarzen in Deutschland.«
– Yvette Mutumba

Natasha A. Kelly nimmt diesen Blick eines weißen Mannes auf eine schwarze Frau auf und gibt in einem Akt der Selbstermächtigung anderen Frauen – sozusagen stellvertretend für »Milli« – eine Stimme. So übernehmen in diesem Film acht Afro-Deutsche Frauen verschiedener Generationen mit Rekurs auf die Porträtierte, deren Geschichte bisher immer noch unbekannt ist, die aktive Sprecherposition. Die Aktivistinnen und Künstlerinnen erzählen – ausgehend von biografischen Eckpunkten ihres Lebens und ihrer künstlerischen Praxis in Deutschland – immer wieder auch von Rassismen, die sie alle vielfach ertragen mussten und müssen.
»Die schwarze Frau als eins der niedrigsten Glieder der Kette […]. Sie ist alles, trägt alles, kann alles; für dich und all deine Bedürfnisse ist sie da«, rezitiert Maciré Bakayoko ihren lyrischen Text vor eben jenem Kirchner Gemälde und verschiebt damit die Position von der objektivierten Frau hin zu einer künstlerisch-politisch Handelnden. (BS)

Filmreihe Neue Archive


Preise für ›Millis Erwachen‹
Best documentary Feature – Black Laurel Film Award 2018

Regie

Natasha A. Kelly in Kooperation mit Anh Trieu, Henning Fehr und Philipp Rühr

Mit

Diana, Maciré, Maseho, Nadu, Naomi, Patricia, Sandrine, Zari

Produktion

Berlin Biennale for Contemporary Art

Kontakt

Natasha A. Kelly

Natasha A. Kelly

Natasha A. Kelly ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin mit den Forschungsschwerpunkten Kolonialismus und Feminismus. Die in London geborene und in Deutschland sozialisierte Autorin, Kuratorin und Dozentin hat an zahlreichen Hochschulen in Deutschland und Österreich gelehrt und geforscht. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin (2010 – 2013) setzte sie sich v.a. mit der Verwobenheit von Wissen, Macht und Körper auseinander.