Destello Bravío
Mighty Flash
Ainhoa Rodríguez
In Extremadura, im Südwesten Spaniens, wartet ein Dorf auf einen großen Lichtblitz. Auf irgendetwas, was den erstarrten Alltag dieser Gemeinde aufrüttelt, die irgendwo zwischen archaischer »machoexplicacíon« und den verblichenen Brokatfalten des Marienbildnisses bei der Osterprozession gefangen ist. Wie alle ihre Prophezeiungen, nimmt Isa auch diese Vision auf Tonband auf, für den Fall, dass alles verschwindet, die Erinnerungen verblassen. Cita will selbst verschwinden – ihren weinerlichen, an der Decke leckenden Ehemann zurücklassen. Sie macht sich sogar schick dafür, schafft es aber nur bis zum Fernseher, um zu gackern, oder zur Kirchenbank, um Buße zu tun. Maria wiederum, eine Witwe, wandert allein durch die sonnengebleichten Gassen. Trauert sie wirklich um ihren Mann, oder ertappen wir sie etwa bei einem heimlichen Freudentänzchen?
Trotz des Kreuzes, das jede von ihnen trägt, strahlen diese Frauen eine magische, sinnliche Widerstandskraft aus. Erlösung finden sie in den pikanten Geheimnissen, die sie hüten, darin, ihre traurigen Schicksale teilen zu können, in den köstlichen Träumen von Dingen wie kleinen Drachen im Mund oder Schokokaramell, der aus den Wolken pinkelt. Rodriguez setzt Laiendarsteller*innen aus ihrer Heimatregion ein, erkundet Gesichter und Orte. Die Erzählung konzentriert sich auf keine einzelne Figur, sondern entfaltet sich wie Fetzen eines kosmischen, vibrierenden Wandteppichs kollektiver Innerlichkeit. Die schimärenhaften Bilder und das Sounddesign – mit Szenen, in Komposition und Farbgebung so eigentümlich wie malerisch, und Klängen, kantig, synthetisch und scheinbar ganz nah – wirken wie eine Verbeugung vor der surrealistischen Malerei und entfesselte Feldforschung zugleich.
Gast: Ainhoa Rodríguez
Dieser Film ist für den mit 1.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert. Bitte stimmen Sie ab, nachdem Sie den Film gesehen haben. Eine Übersicht mit allen nominierten Filmen finden Sie hier.
Ainhoa Rodríguez
Ainhoa Rodríguez ist Film- und Fernsehregisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin. Sie wurde 1982 in Madrid geboren und wuchs in Extremadura auf. An der Universidad Complutense Madrid erwarb sie einen PhD in Audiovisuellen Medien und einen Abschluss in Audiovisueller Kommunikation, ihr Diplom in Filmregie und TV-Produktion machte sie an der Escuela Universitaria de Artes TAI. Ihre Kurzfilme wurden weltweit auf Festivals gezeigt und vielfach ausgezeichnet. Sie ist leidenschaftliche Lehrerin, arbeitet mit Frauen aus ländlichen Gebieten zusammen und gibt Workshops über Filmsprache sowie nicht-normative Perspektiven, um soziokulturell sinnstiftende Aktionen in diesen Gemeinschaften zu fördern. Destello Bravío wurde auf dem IFF Rotterdam 2021 im Rahmen der Tiger Competition uraufgeführt.
Filme von Ainhoa Rodríguez
Ellxs 2019, Fade 2016, Aprende con… 2008–2009, Dolls 2006