»Im Kino sehen wir keine Körpervielfalt; insbesondere Frauen sehen wir nur dünn, mit perfekten Körpern, aber das ist nicht die Realität. Im wahren Leben gibt es verschiedene Arten von Menschen, und ich finde, die sollten wir auch mehr auf der Leinwand zeigen.«
Hsieh Pei-ju

Lizzo und Petrunya bekommen hier eine sister-in-mind: Ying-juan ist 30 und eine begnadete Köchin mit schrägem Sinn für Humor. Sie lebt noch zu Hause und kocht auch im Kindergarten ihrer ehrgeizigen und disziplinierten Mutter. Doch in das Setting von optimierter Früh-Pädagogik passt sie wie ein Dinosaurier in einen Streichelzoo. Denn sie bringt 105 Kilo auf die Waage und das ist, was die meisten Menschen in ihr sehen. Lange perlen die hämischen Blicke und Diät-Angebote an Ying-juans Selbstbewusstsein ab. Erst die Drohung der Mutter »wer will sich schon von dir ein gesundes Essen für seine Kinder planen lassen?« lässt sie einknicken und sie startet ein »Gewichts-Management«. Die Freundschaft zum smarten Kurierfahrer Wu, der seine eigene Essstörung hinter einem angeknipsten Lächeln verbirgt und zum schlauen, aber schüchternen Xiao-yu, der lieber Mädchenkleider trüge, geben ihr emotionale Unterstützung. Doch die radikale Diät erweist sich zunehmend als Gefahr für Ying-juans Geschmackssinn und ihre Lebensfreude und mündet in einem spektakulären Kampf ihres geerdeten Ichs gegen die Glücksversprechen der body normativity.

Da E ist eine tragikomische Geschichte, die – knallig in Look und Tempo – viele Fragen berührt: Wie sehr trifft uns die Wahrnehmung der anderen im Innersten, wie tückisch sind die kapitalistischen Heilsversprechen der Selbstoptimierung und wie viel setzen wir für unser Bedürfnis nach Glück und Liebe aufs Spiel?

Preise für Heavy Craving
Best New Talent Award (Tsai Jia-yin) – Taipei Film Festival 2019 | Audience Choice Award – Taipei Film Festival 2019