Gölge
Sema Poyraz, Sophokles Adamidis
Als einer der ersten post-migrantischen Spielfilme aus Regisseurinnenhand und für seiner stilistische Einzigartigkeit die Elemente des Kammerspiels und Surrealismus kombiniert, verdient Gölge eine erneute Auseinandersetzung auf der grossen Leinwand, vor breitem Publikum – und mit der Regisseurin.
Gölge, was im Türkischen so viel wie »Schatten« bedeutet, ist der Name einer Teenagerin. Gölge ist die Tochter türkischer Einwanderer und gehört Ende der 1970er Jahre zur sogenannten »Zweiten Generation«. Sie lebt mit ihrer jüngeren Schwester und ihren Eltern in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in Berlin-Kreuzberg.
Die beiden Mädchen sind im deutschen Umfeld zuhause und wachsen bilingual auf. Besonders Gölge hat mit dem Spagat zwischen den strengen Moralvorstellungen der traditionellen türkischen Kultur und den Freiheiten der deutschen Gesellschaft zu kämpfen. Ihr sexuelles Erwachen und ihre Sehnsüchte stehen der Enge der Wohnung, die keinerlei Privat- oder Intimsphäre bietet, entgegen. Als die Mutter versucht, ihrer Tochter mehr Freiheiten zu geben, fängt der Vater an, die Wünsche und Träume der Tochter umso stärker zu unterdrücken.
Gölge ist Sema Poyraz’ Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) und entstand in Zusammenarbeit mit ihrem griechischen Kommilitonen Sofoklis Adamidis. Die Idee zum Drehbuch kam Poyraz bei der Sichtung einer Dokumentation über türkische Mädchen und Frauen in Berlin, greift aber auch Poyraz’ eigene Erfahrungen als Türkin in Deutschland auf.