Cidade; Campo
Juliana Rojas
Juliana Rojas stellt zwei Geschichten nebeneinander und lässt zwei Bewegungen strukturierend werden: den Weg vom Land in die Stadt und zurück. Effekte neokolonialer Mechanismen zeigen sich anhand der Orte und werden in einem Spiel mit Genrekonventionen verhandelt. Der Titel trennt Cidade (Stadt) und Campo (Feld) mit Semikolon; der Übergang zwischen den Geschichten geschieht in einer langen Überblendung, stellt also Verbindung her. Im ersten Teil verliert Joana durch die Dammbruch-Katastrophe ihr Zuhause und zieht zu ihrer Schwester in die Stadt. Die Terrasse der Stadtwohnung hat Platz für Töpfe mit essbaren Pflanzen, eine kleine Version eines Feldes. Die Organisation der Arbeit innerhalb einer Gig-Economy wird zentral; es geht um Solidaritäten und Freund*innenschaft. Im zweiten Teil ziehen Flavia und Mara, ein queeres Paar, auf den Hof von Flavias verstorbenem Vater. Ein Nachbar erzählt, dass in der Gegend nur noch Soja angebaut wird, die eigenständige Farm mit Tieren und Maisanbau passt also nicht in die ausbeuterische Monokultur globaler Großkonzerne. Die Feldarbeit erweist sich als mühsam. Stimmen, Geräusche und Bilder bringen Verstorbene und Vermisste und auch etwas Unheimliches in die Einsamkeit der Farm. Es scheint fast nicht aushaltbar hier. Rojas Film verbindet nicht nur Feld und Stadt anhand politischer Fragen der Arbeits- und Lebensverhältnisse, sondern reflektiert auch immer wieder Medien als Vermittler, in Handys, Funkgeräten, Schatten, Geräuschen, Skizzen und erleuchteten Fenstern.

Juliana Rojas
Juliana Rojas ist eine brasilianische Regisseurin und Drehbuchautorin. Sie machte ihren Abschluss in Film mit Spezialisierungen in Schnitt, Drehbuch und Sound an der Escola de Comunicação e Artes da USP. Schon ihr erster Spielfilm Trabalhar Cansa von 2011, bei dem sie zusammen mit Marco Dutra Regie führte, hatte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes. Rojas Film As Boas Maneira gewann den Spezialpreis der Jury beim Locarno Film Festival. Sie ist eine der bekanntesten Filmemacher*innen des gegenwärtigen brasilianischen Kinos, die sich verschiedener Genres bedient, um kritisch auf die brasilianische Gesellschaft zu blicken. Zu weiteren preisgekrönten Arbeiten Rojas gehören die Kurzfilme O Duplo und A Passagem do Cometa.
Filme von Juliana Rojas
A Passagem do Cometa 2017 | As Boas Maneiras 2017 | Sinfonia da Necrópole 2014 | Nascemos Hoje, Quando o Céu Estava Carregado de Ferro e Veneno 2013 | O Duplo 2012 | Pra eu Dormir Tranquilo 2011 | Trabalhar Cansa 2011 | Vestida 2008 | Um Ramo 2007 | Pra eu Dormir Tranquilo 2005
Preise für Cidade; Campo
Beste Regie Berlinale Encounters (2024)