Am Rand der Städte

Am Rand der Städte

Aysun Bademsoy

DE
2005
Dokumentarfilm
83’
Fokus

»Heute wird fast jeder Dokumentarfilm mit Kommentaren überfrachtet, so dass die Bilder nur noch hinterherhinken. Ich möchte jedoch, dass die Bilder nicht nur dazu da sind, etwas zu beweisen, sondern dass sie alles Nötige über die Menschen in diesen Siedlungen sagen, die mich überrascht haben und die unglaublich gut erzählen können: über die Türkei, über Deutschland, über ihre Vorstellungen und über ihre Träume, für die sie gespart haben, denen sie hinterhergereist sind, denen sie hinterherleben und die sie immer verpasst haben.«
– Aysun Bademsoy

Etwas außerhalb von Mersin liegt eine jener Siedlungen, die zu Beginn der 2000er Jahre überall am Rand türkischer Großstädte entstanden und deren Architektur für die Türkei völlig neu war. Große Wohnblöcke gruppieren sich dort um eine Art Park mit Swimmingpools, Begegnungsstätten, Restaurants und Bars. Das Gelände ist umzäunt, es gibt einen privaten Sicherheitsdienst. In diesen Wohnblocks – die so vielversprechende Namen wie Paradies 2, Oase oder Am Olivenhain tragen – leben die sogenannten Deutschländer. Zumeist Türken, die lange im Ausland, vor allem in der Bundesrepublik, gearbeitet haben. Jahrelang haben sie gespart und ihr Geld sicher angelegt, um ihren Lebensabend in der Türkei zu genießen. Der Glaube, dass alles in der Heimat nur besser
sein kann oder auch besser sein muss, trieb sie zurück in die neu geschaffenen Ghettos am Rand der Großstädte. Dort ist das Leben inzwischen längst weitergegangen, auch ohne sie.

Regie / Buch

Aysun Bademsoy

Bildgestaltung

Sophie Maintigneux

Montage

Clemens Seiz

Ton

Annegret Fricke

Produktion

Harun Farocki Filmproduktion

Aysun Bademsoy

Aysun Bademsoy wurde 1960 in der türkischen Stadt Mersin geboren. Seit 1969 lebt sie in Berlin. An der Freien Universität Berlin studierte sie Theaterwissenschaft und Publizistik. Schon während ihres Studiums trat sie als Schauspielerin in TV-Filmen und -serien auf und arbeitete für die Produktionsfirma von Harun Farocki als Produktionsleiterin, Cutterin und Regieassistentin. Seit 1989 ist sie selbstständige Filmemacherin. Ihre erste Regiearbeit war die Dokumentation Fremde Deutsche Nachbarschaft. Auch in ihrem weiteren Werk setzt Aysun Bademsoy sich seitdem immer wieder mit Themen des Zusammenlebens von Türken und Deutschen auseinander.


Filme von Aysun Bademsoy (Auswahl)
Ehre 2011 | Ich gehe jetzt rein 2008 | Die Hochzeitsfabrik 2005 | Deutsche Polizisten: Viele Kulturen – eine Truppe 2004 | Nach dem Spiel 1997 | Mädchen am Ball 1995 | Fremde Kinder 1994 | Fremde Deutsche Nachbarschaft 1989